Gemeinsam sind wir Kirche

Predigtarchiv

Predigt vom 2. März - Faschingspredigt

Liebe Pfarrgemeinde,

ich habe heute die Ehre die Faschingspredigt zu machen.
hoffentlich findet sich der eine oder die andere etwas zum Lachen.
Ich wollt‘ was gemeinsames machen mit euch allen,
ich hoffe, ihr findet am gemeinsamen Singen Gefallen.

Zur Unterstützung helfen uns ein paar Volksmusikanten,
wir singen das Halleluja, zu einem Lied einem Bekannten.
Halleluja heißt „lobet oder preiset den Herrn“,
als Ausruf wird er verwendet oftmals sehr gern.

Ich lade nun ein den Refrain gemeinsam zu üben,
der Text wer ihn braucht, der steht da groß drüben:
Er soll unseren Lobpreis und unsere Gemeinschaft ausdrücken
deshalb singen wir jetzt gemeinsam, lasst euch nicht lang bitten.

Hallelujaaaaa, Halleluja, Hallelujaaaa, Wir sama da.

Im Alltag ist vielen - oft gar net zum lochen,
drum sollt man im Fasching - Lustiges mochn.
Mit Leichtigkeit und Frohsinn - in unserem Leben,
wird sich die Freude - im Alltag ergeben

Im Evangeliumy von heute – kann man verstehen,
dass mit einem Balken vorm Auge - kann keiner recht sehen.
So achten wir auf Worte - und geben gut Acht,
dass das Gute hervorkummt - uns Herzerl lacht.

Purgstall hat fleißige - und motivierte Leid,
waun wer neicha zuwa kommt - des is a Freid.
Kommst du in die Pension - so mach die bereit,
Weil da Hr Pfarrer zwengs Mitarbeit - bei dir auleut.

Die Pfarre sie geht - gaunz mit der Zeit,
bis Purgstall 2030 - is gar nimma weit,
So trifft sie der PGR - ganz motiviert
und überlegt zusammen - wos künftig passiert.

Liebe Gemeinde was neiches - wird boid passieren,
zu Palmsonntag vor der Kirchen - in Feichsenstraßen wird sie nix rian.
A am Gründonnerstag und Karfreitag - gebts bitte Acht,
weil die Feiern beginnen um 7 - statt erst um acht.

Die Kirche wurde renoviert - am neuesten Stand.
aber leider haums vergessen - die Leinwand an der Wand.
Die Glocken auch sie - gehören repariert,
damit sich zur Auferstehung - deutlich was riert.

Im Winter wird ghoazt - doch manchen is z‘khoit,
drum freu sich der Klingabeutl - wenn viel eini foit.
Die Glöckchen sie solln - laut hörbar sein,
es darf statt an Groschen – wos Papieranes sein.

Bei den Begegnungstagen in Purgstall - zwei besondere Messen,
anschließend beim Pfarrkaffee - mit Bischof essen.
Liebe Schwestern und Brüder - nützt diese Zeit,
zum gemeinsames Austausch - mit liaben Leid.

Die Pfarrgemeinde sie hat - ein aktives Leben
der Herrgott hat allen - Talente mitgebn.
I kumm nun zum Schluss – und möchte euch noch sogn.
Purgstall soi feiern - an allen Togn.

Pastoralassistentin Doris Sturmer

Predigt vom 23. Februar

„Liebt eure Feinde“ – „Wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen“ – „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“.
Drei Spitzenverse des heutigen Evangeliums, die so deutlich und klar sind, dass wir sie nur noch leben müssen…
Drei Verse von besonderer Dichte – im Heiligen Jahr 2025!

Papst Franziskus, an den wir heute besonders denken und für seine Genesung beten, hat das Heilige Jahr am Heiligen Abend eröffnet, mit dem Öffnen der heiligen Pforte im Petersdom. Alle 25 Jahre gibt es ein Heiliges Jahr, manchmal aus gegebenem Anlass auch dazwischen.
Ich habe letztens in unserer Dekanatskonferenz gefragt, in welcher Pfarre etwas gemacht wird zum Heiligen Jahr – mit sehr mäßigem Erfolg!
Aber: Wir haben heuer die Gelegenheit, etwas Besonderes zu tun und zu erleben, weil das Heilige Jahr bei uns zusammenfällt mit den sogenannten „Begegnungstagen“ im Dekanat Scheibbs.
Die Begegnungstage im Dekanat können viele Tore öffnen und die Botschaft Jesu ganz in die Mitte rücken.
Daher heute einige Infos zu den Begegnungstage im Dekanat Scheibbs.

Früher gab es die bischöfliche Generalvisitation einer Pfarre.
Ca alle 15 – 20 Jahre bekam man Besuch vom Bischof für ein Wochenende mit feierlichem Empfang, Firmung, Pfarrgemeinderatssitzung und gutem Mittagessen.
Bei uns in Purgstall war die letzte Bischofsvisitation im April 2005 durch Bischof Klaus Küng, also vor 20 Jahren!

Seit letztem Jahr gibt es in unserer Diözese ein neues Format für die Visitation. Die Diözesanleitung kommt für drei Wochen in ein Dekanat (bei uns sind das 16 Pfarren).
Zur Diözesanleitung gehören bei uns: Bischof Alois Schwarz, Weihbischof Anton Leichtfried, Generalvikar Christoph Weiß und Bischofsvikar Antonio Sagardoy.
Ab dem ersten Fastensonntag (9. März) wird es also im ganzen Dekanat über 50 Veranstaltungen geben, wo immer jemand von der Diözesanleitung anwesend sein wird.
Die meisten Termine werden in einem Folder veröffentlicht, der schon aufliegt bei den Kircheneingängen und unsere Purgstaller Termine sieht man dann auf der Gottesdienstordnung und auf der Homepage.

Ich greife heute nur drei Veranstaltungen heraus, alle anderen werden ja laufend angekündigt.
  1. Am ersten Fastensonntag (9. März) wird Bischof Alois Schwarz zum ersten Mal in seiner Amtszeit bei uns in der Kirche zu Gast sein. Er feiert beide Sonntagsmessen 8.00 Uhr und 10.00 Uhr mit uns und hält natürlich die Predigt. Anschließend gibt es beim Pfarrcafe Gelegeneheit, dem Bischof zu begegnen. Also gut vormerken: 1. Fastensonntag!
  2. Am Donnerstag, 13. März, um 19.00 Uhr gibt es ein „Geschwistertreffen“ der besonderen Art, ein ökumenisches Gebet in der evangelischen Heilandskirche in Scheibbs mit Weihbischof Anton. Das soll eine bereichernde Begegnung zwischen KatholikInnen und unseren evangelischen Geschwistern mit ihrem Pfarrer David Zezula sein. Viele von uns waren noch nie in der evangelischen Heilandskirche in Scheibbs: also Do, 13. März Abends – Einladung zum Gebet, zur Agape und zur Begegnung!
  3. Am Freitag, 21. März gibt es nach bischöflicher Abendmesse und Anbetung ein großes Treffen aller liturgischen Dienste im Pfarrheim mit dem Diözesanbischof. Vom LektorInnenteam bis zu den Mini-Helferinnen sind alle eingeladen, die in der Messe einen Dienst haben, mit dem Bischof zu reden und einander zu begegnen. Das sind bei uns ungefähr 100 Menschen, die da eingeladen sind!
Und dann gibt es noch Treffen mit dem Generalvikar und dem Bischofsvikar: alles nachzulesen auf der Homepage, am Gottesdienstzettel und im Folder.

Diese drei Wochen können eine intensive Zeit der Begegnung untereinander und mit der Diözesanleitung sein. Es gibt ja im ganzen Dekanat Treffen, Gebete und Begegnungen, wo man dabei sein kann, nicht nur in Purgstall.

Wir laden herzlich ein, die vielen Angebote wahrzunehmen und die Gelegenheit zum Gespräch, zum synodalen Zuhören und zum Äußern von Sorgen und Kritik zu nützen. Die Diözesamleitung nimmt sich viel Zeit für uns.

Vielleicht werden bei den Begegnungstagen im Dekanat viele Türen und Tore geöffnet, manche Heilige Pforte aufgetan, sodass das Heilige Jahr unserer Kirche auch bei uns Widerhall findet. Und die Botschaft Jesu in die Mitte gerückt wird, bei allem Ringen, Suchen, Streiten und Beten um den rechten Weg unserer Kirche in die Zukunft.

Ich erwarte mir offene Gespräche, ehrliche und kritische Worte, bereites Zuhören, gemeinsames Gebet und das Erleben einer bunten und starken Kirche hier bei uns in Purgstall und im Dekanat. Möge Gottes Segen auf unserem Bemühen ruhen und die Begegnungstage ein prägendes und stärkendes Erlebnis werden. Amen.

Pfarrer Franz Kronister

Predigt vom 16. Februar

Liebe Gottesdienstgemeinschaft!

Eine sehr bekannte Stelle, die uns heute im Evangelium vorgelegt wird. So bekannt, dass wir Gefahr laufen gar nicht mehr genau hinzuhören und hinzuschauen.
Die Seligpreisungen kommen ja zwei Mal in der Bibel vor: einmal bei Matthäus in der Bergpredigt, da sind es 8 an der Zahl, und in der heute gehörten Fassung des Lukas in der Feldrede, wo es 4 Seligpreisungen sind, dazu aber noch 4 Wehe-Rufe.
Die Bibelforscher sind sich scheinbar uneinig darüber, welche Version die Ältere ist und überhaupt welche der Seligpreisungen von Jesus selbst stammen oder von den Verfassern bereits als Interpretation für die entsprechenden Adressaten niedergeschrieben wurden.

Viele bezeichnen gerade diese Lukas-Version als ein schwieriges Evangelium. Gerade angesichts dieser Wehe-Rufe meinen manche: hier ist nichts zu spüren von einem liebevollen, zärtlichen, barmherzigen Jesus. Wir kennen Jesus aber auch als einen, der den Mächtigen seiner Zeit ordentlich auf die Zehen gestiegen ist, der klare Worte gefunden und gesprochen hat.

Es sind und bleiben anspruchsvolle Worte, die heute an unser Ohr dringen.
Wohl den Armen - Wehe den Reichen
Wohl den Hungernden - Wehe den Satten
Wohl den Weinenden - Wehe den Lachenden
Wohl denen, die wegen ihres Glaubens geschmäht werden - Wehe denen, die von allen gelobt werden.

Wohl und Wehe – Nebeneinander. Keine halben Sachen. Kompromisslos.

Wie klingt das für unsere Ohren? Zynisch? Paradox? Skandalös?

Ist es eine frohe Botschaft, eine Botschaft, die froh macht? Auf alle Fälle eine Botschaft, die so vielen Botschaften unserer Zeit ganz und gar nicht entspricht.
Hier ist keine Rede von:
  • Schau zuerst, dass es dir gut geht.
  • Den Tüchtigen, den Erfolgreichen gehört die Welt.
  • Wer erfolgreich ist, hat die meisten Follower, hat die meiste Aufmerksamkeit, und damit die Macht, die Welt zu verändern.

Für mich ist eines klar: Jesus hat Armut, Hunger, Not, Trauer usw. nicht als gut angesehen und auch nicht gesagt, dass man sich eben damit abfinden muss. Das kann nicht sein. Hätte er sonst unzählig viele Kranke geheilt, Hungernde gesättigt und Verzweifelte aufgerichtet. Er hat sich auf die Seite der vielen Leidtragenden gestellt. Er hatte Mitleid mit den vielen Müden und Erschöpften, Schutzlosen und Orientierungslosen, Aussätzigen, …

Hätte er sonst gesagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt“?

Die Wehe-Rufe sind so etwas wie Weckrufe. Sie wollen uns wachrütteln, dass wir nicht falschen Werten oder scheinbaren Sicherheiten nachjagen. Sie wollen in uns wachhalten, dass sich unser Leben nicht nur um uns selbst dreht, und schon gar nicht, dass wir auf Kosten anderer leben, dass es eben nicht gleichgültig ist, wie wir leben.

Jesus will uns mit seinen Wehe-Rufen nicht das Schöne im Leben vermiesen. Wir dürfen uns freuen und Freude haben an den Schönheiten des Lebens, an der Schöpfung, an den Talenten der Menschen, an so vielem, was unser Leben reich und schön macht. Aber wenn ich mich gerade auf der Sonnenseite des Lebens befinde, wie viel Achtung, Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Solidarität, Respeckt, ja Liebe habe ich für jene, die gerade im Schatten stehen?

Manchmal denke ich mir: die Seligpreisungen sollten eigentlich am Ende der Feldrede oder auch der Bergpredigt stehen. Aber Jesus beginnt seine große programmatische Rede nicht mit einem Appell, mit einem Auftrag, nicht mit Anforderungen, sondern mit einer Zuwendung, einem Zuspruch. Die vielfältigen und klaren Anweisungen folgen gleich im Anschluss an die heute verlesene Stelle.

Jesus beginnt mit einem Lobpreis. Selig, wer auch in Zeiten der Not und der Bedrängnis spürt, dass einer da ist, der mir Hoffnung und Zuversicht zusagt, der sich mir zuwendet.

Selig, wer auf Gott vertrauen kann, und spürt: das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!
Selig, wer auf Gott vertrauen kann, gerade in Zeiten der Not und der Bedrängnis.

Amen.

Diakon Peter Leichtfried

Predigt vom 9. Februar

Liebe Gottesdienstgemeinschaft!

Bevor ich mich der Auslegung des Evangeliumstextes widme, möchte ich zu einem Aspekt aus dem Brief des Apostel Paulus an die Korinther Stellung nehmen, nämlich jenen, in dem der Apostel Paulus von sich sagt, er sei die Missgeburt, der Geringste unter den Aposteln, aber er mühe sich redlich ab, die Botschaft vom Christus, durch den er bekehrt wurde, weiterzutragen.

Tatsächlich aber wird Paulus von sehr, sehr vielen Theologen als die ausschlaggebendste Kraft für die Entstehung der christlichen Kirche gesehen. Durch seine unermüdliche Tatkraft, seine Reisen, seine Briefe und Schriften, durch seine Empathie für die Botschaft Jesu hat er einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass sich Gemeinden gegründet haben, die sich auf Jesus Christus berufen - und das weit über das Judentum hinaus, sogenannte Heidenchristengemeinden, wie zum Beispiel die aus Korinth in Griechenland.

Was lehrt uns heute die erfolgreiche Verbreitung des Christentums durch Paulus aus einer verkorksten, quasi aussichtslosen Situation der ersten Jesusjünger nach dem Tod ihres Meisters, Mentors und Vorbilds.

Immer wieder bedient sich Gott der Dienste engagierter Menschen guten Willens, die sein Werk hier auf der Erde ausführen. Und so ein engagierter Mensch muss der Apostel Paulus wohl gewesen sein. Insofern hat Paulus den Auftrag Jesu, Menschenfischer zu werden, mehr als ernst genommen.

Und damit bin ich bei der heutigen Textstelle des Evangeliums: Jesus flüchtet scheinbar vor der Menge an Bewunderern. Die Fischer holen ihn ins Boot. Sie sind verzweifelt und ratlos: Die ganze Nacht haben sie nichts gefangen – trotz Arbeit und Einsatz.

Zwei wesentliche Faktoren führen die Fischer danach zu einem ungeahnten Erfolg: Einerseits der Glaube an Jesu Wort, es noch einmal zu versuchen und andererseits, der Hinweis Jesu, etwas anders zu machen, eben die Netze dort auszuwerfen, wo es tief !! ist. Trotz Skepsis zeigen sie sich als tolles Fischerteam und schaffen durch gemeinsames Anpacken, eine unglaubliche Zahl an Fischen an Land zu bringen.

Ich finde kein besseres Bild für die Situation der heutigen Kirche. Ich mag zwar den Ausdruck Menschenfischer nicht besonders, aber die Tatsache, dass es der Kirche immer schwerer fällt, die Menschen von der heilsbringenden Botschaft Jesu zu überzeugen, erinnert mich an die verzweifelten Fischer am See Genesareth.

Was könnte also unsere heutige christlich katholische Glaubensgemeinschaft von den Fischern am See Genesareth lernen?

1. Wir haben eine unglaublich tolle, eine wahrlich göttliche Botschaft zu verkünden. Die Botschaft von Hoffnung, von Frieden, von Glück für alle Menschen guten Willens und vor allem von einem Gott der die Liebe selbst ist – das ist unser, der Kirche, wichtigster und größter Trumpf.

Diese frohe, befreiende Botschaft ins Zentrum unser aller Verkündigung zu stellen, und sich nicht in irgendwelche Gebote und Verbote verheddern, sind der Hauptschlüssel zum Erfolg.

2. Werft die Netze aus, wo es tief ist: Wir dürfen, müssen Kirche heute tiefer, offener, anders denken:
Innovative Formen des Feierns, eine Verbreiterung des Klerikalen in der Kirche. Damit meine ich, dass probate Männer und Frauen als geweihte oder als von Gott besonders berührte Menschen zum Wohl der Mitmenschen kirchlich mitarbeiten.

Kirche als offene Gemeinschaft, die der Gesellschaft in spirituellen und sozialen Fragen hilfreich zu Seite steht und dient, Kirche als Treffpunkt der Gemeinde über die Messfeier hinaus, offen auch für Nichtglaubende, für Kritiker*innen, für Andersgläubige, für Suchende.

In vielen Pfarrgemeinden fehlen dazu Menschen, die eine Perspektive für die Kirche haben, die für eine andere, offenere Kirche arbeiten können oder wollen (Priestermangel, Geldmangel), manchmal fehlt auch der Mut, die Aufbruchstimmung.

Um uns in unserer Pfarre auf all diese Herausforderungen vorzubereiten, beschäftigen wir uns im Pfarrgemeinderat seit geraumer Zeit mit Zukunftsfragen unserer Kirche unter dem Motto „Pfarre Purgstall im Jahr 2030“.

Auf den letzten beiden Klausuren haben wir genau jene Themen aufgegriffen, die in Zukunft auch unsere Pfarre betreffen werden: Wie organisieren wir unsere Pfarre, wenn wir nicht so wie jetzt, exklusiv einen Priester für uns haben? Wie sprechen wir von Gott mit kirchenfernen Menschen und Jugendlichen? Wie kann unsere Pfarrgemeinde über die liturgischen Feiern hinaus Zentrum für soziale, gesellschaftliche, gemeinschaftliche Aktivitäten sein? Wie erreichen wir Menschen mit den modernen sozialen Medien in verantwortungsbewusster Weise?

Vieles haben wir angesprochen, manches auch schon begonnen zu verwirklichen. Was uns in unseren Beratungen über die Zukunft unserer Pfarrgemeinde aber besonders beeindruckte, war die große Gemeinschaft, die starke Mitarbeitsbereitschaft in unserer Gemeinde – an die 400 Menschen sind bei uns in irgendeiner Form im Umfeld der Gemeinde tätig.

Das führt mich zum 3. Punkt, den unsere Kirche von den Fischern am See Genesareth lernen kann: Wenn viele zusammenhelfen, kann man auch übervolle Netze an Land bringen, wenn eine Gemeinschaft offen und vielfältig ist, fällt es suchenden Menschen leichter anzudocken an eine Gemeinde, die von Gott redet, und in der Gott wirksam ist. Eine christliche Gemeinde im Sinne Jesu soll immer eine einladende Gemeinde sein. Eine Kirche, die sich auf Christus beruft, muss eine einladende Kirche sein. So wie es unser ehemaliger Kardinal Franz König in ganz großartiger Weise in einem berühmten Text formuliert hat:

Die Kirche Christi sei eine einladende Kirche,
eine Kirche der offenen Türen,
eine wärmende, mütterliche Kirche,
Eine Kirche, die mit den Menschen lacht
und mit den Menschen weint.
Eine Kirche, der nichts fremd ist,
und die nicht fremd tut.
Eine Kirche, die wie eine Mutter auf ihre Kinder warten kann.
Eine Kirche, die ihre Kinder sucht und die ihnen nachgeht.
Eine Kirche, die nicht Wohlverhaltenszeugnisse verlangt
oder ausstellt.

Eine Kirche –
nicht der frommen Sprüche,
sondern der stillen, helfenden Tat.
Eine Kirche des Volkes.


Die Kirche Christi! (Kardinal Franz König)

Die Kirche Christi sei eine einladende Kirche,
eine Kirche der offenen Türen,
eine wärmende, mütterliche Kirche,
eine Kirche der Generationen,
eine Kirche der Toten, der Lebenden und der Ungeborenen.

Eine Kirche derer, die vor uns waren,
die mit uns sind,
und die nach uns kommen werden.
Eine Kirche des Verstehens und Mitfühlens,
des Mitdenkens,
des Mitfreuens und Mitleidens.

Eine Kirche, die mit den Menschen lacht
und mit den Menschen weint.
Eine Kirche, der nichts fremd ist,
und die nicht fremd tut.
Eine menschliche Kirche,
eine Kirche für uns.

Eine Kirche, die wie eine Mutter auf ihre Kinder warten kann.
Eine Kirche, die ihre Kinder sucht und die ihnen nachgeht.
Eine Kirche, die Menschen dort aufsucht, wo sie sind:
bei der Arbeit, beim Vergnügen, beim Fabriktor
und auf dem Fußballplatz,
in den vier Wänden des Hauses.

Eine Kirche der festlichen Tage
und eine Kirche des täglichen Kleinkrams.
Eine Kirche, die nicht verhandelt und feilscht,
die nicht Bedingungen stellt oder Vorleistungen verlangt.

Eine Kirche, die nicht politisiert.
Eine Kirche, die nicht moralisiert.
Eine Kirche, die nicht Wohlverhaltenszeugnisse verlangt
oder ausstellt.

Eine Kirche der Kleinen,
der Armen und Erfolglosen,
Mühseligen und Gescheiterten – im Leben, im Beruf, in der Ehe.

Eine Kirche derer, die im Schatten stehen,
der Weinenden, der Trauernden.
Eine Kirche der Würdigen,
aber auch der Unwürdigen,
der Heiligen, aber auch der Sünder. Eine Kirche –
nicht der frommen Sprüche,
sondern der stillen, helfenden Tat.

Eine Kirche des Volkes.


Diakon Franz Hofmarcher

Predigt vom 26. Jänner

"Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“, sagt Jesus im gehörten Evangelium nach Lukas.

Jesus predigt zu Hause. Es ist seine Primizpredigt, könnte man sagen, also seine erste Predigt im Heimatdorf Nazareth. Er war jetzt länger unterwegs, hat Freunde um sich gesammelt und man hört seltsame Dinge über ihn, von Wundern und Zeichen, die er tut, spricht man.

Jetzt kommt er also wieder einmal heim und geht, wie es sich für einen frommen Juden gehört, am Sabbat in die Synagoge. Da reicht man ihm die Buchrolle des Jesaja, er liest die Stelle vor, schließt die Rolle und verkündet: „Heute hat sich dieses Jesajawort erfüllt!“

Zuerst waren seine Landsleute begeistert, als er aber dann sehr kritisch weitersprach, wurde es unruhig in der Synagoge, ja sie gerieten in Wut, heißt es, sprangen auf, trieben in zur Stadt hinaus und wollten ihn umbringen. – So geht nämlich die heute verlesene Evangeliumsstelle weiter!

Ich frage euch: War das eine gute Predigt von Jesus?
Was ist eigentlich eine gute Predigt?

Ihr kennt ja das Bonmot: Der Pfarrer darf über alles predigen – nur nicht über 10 Minuten! In der evangelischen Kirche heißt es, nicht länger als 20 Minuten, in Afrika muss der Priester über eine halbe Stunde predigen, sonst sagt man, er ist faul und nicht gut vorbereitet! Papst Franziskus meinte bei einer Audienz letztes Jahr: eine gute Predigt darf nicht länger als 8 Minuten dauern, sonst schlafen die Leute ein! – also bitte mitstoppen!

Was ist eine gute Predigt?
Ein deutscher Pfarrer meinte einmal, ein Kabarett und eine Predigt haben etwas gemeinsam: Wenn nach dem Kabarett – und nach einer Predigt - alle applaudieren und begeistert sind, dann hast du nur gesprochen, was die Leute gerne hören wollen. Wenn es aber Widerspruch gibt und Kritik, dann denken die Leute darüber nach, diskutieren darüber und es verändert sich etwas in den Köpfen der Leute.

Insofern hätte Jesus in Nazareth eine gute Predigt gehalten! Es gab heftigen Widerspruch und Kritik.

Was ist eine gute Predigt?

Ich glaube, wer predigt soll zuerst einmal gut auf die Bibelstelle hören, - fragen, was Gott mir selber darin sagen möchte und dann erst den Text für die Gläubigen auslegen.

Wobei es sehr interessant ist, was von einer Predigt bei den ZuhörerInnen ankommt. Es ist doch so: manchmal geht man aus der Messe hinaus und sagt: „Das hat mich heute angesprochen, das war wirklich gut – während ein Anderer über die gleiche Messe sagt: „Das war heute gar nichts für mich!“

Ich erlebe immer wieder, wie Leute mir sagen: „Du hast einmal bei einer Predigt gesagt…!“ – Wo ich mir denke: „Das habe ich sicher so nie gesagt“. Vielleicht ist das die charmante Art Gottes zu uns zu sprechen, uns innerlich zu berühren, auch über Worte, die du im deinem Inneren hörst – für Dich.

Wir haben ja den Luxus, dass sechs Männer und Frauen zu uns in der Predigt sprechen, jede/r hat seine/ihre eigene Art! Und wir alle sind auch dankbar über ein Echo, über Kritik genauso wie über ein Lob. Das hilft uns beim Vorbereiten! Es muss ja nicht gleich so heftig ausfallen wie in Nazareth!

Die Botschaft heute?

Jesus sagt: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt!“
Heute das als gut und richtig Erkannte tun, nicht auf bessere Zeiten warten!
Heute das Dir mögliche Gute wirklich tun, nicht auf eine bessere Regierung oder einen anderen Gemeinderat warten.
Heute das Gute tun, nicht warten, bis es dich freut.
Entschieden heute das Gute tun, predigt Jesus. Heute.
Amen.

Pfarrer Franz Kronister

Predigt vom 12. Jänner - Taufe des Herrn

Werte Gottesdienstgemeinschaft!

Es ist eine besondere Begebenheit, die sich vor 2000 Jahren am Jordan abgespielt hat, und die wir heute im Evangelium gehört haben, und was wir heute als Sonntag und als Abschluss der Weihnachtszeit feiern: Die Taufe des Herrn, die Taufe Jesu. Im Gegensatz zur Geburt Jesu finden wir diese wunderbare Begebenheit in allen vier Evangelien. Sie ist also von so weit reichender Bedeutung, dass keiner der Evangelisten darauf verzichten konnte:

Es ist eine genauso eine besondere Begebenheit, wenn ich 2000 Jahre später in unserer Pfarre ein Kind taufen darf. Auch wenn ich mir nicht jede einzelne Taufe im Detail merken kann, so darf ich doch mit Fug und Recht behaupten, dass jede Taufe auch für mich ein Ereignis ist.

Und oft und immer wieder stelle ich mir die Frage: Was ist der Sinn dahinter, dass Jesus selbst sich taufen ließ? Er ist doch selbst der Messias, auf den wir heute taufen, auf dessen Tod und Auferstehung wir heute taufen.

Da Taufe ja viele Dimensionen hat, und es unmöglich ist, alle Bedeutungen von Taufe mit einem Satz zu beschreiben, konzentriere ich mich heute vor allem auf das, was für mich mitschwingt, wenn wir heute auf die Taufe Jesu schauen.

  1. Zu Weihnachten feiern wir die Menschwerdung Gottes. Wir feiern, dass Gott in Jesus einer von uns wird.
    Ganz und gar.
    Mit seiner Taufe drückt Jesus damit aus, dass er alle Wege mit uns mitgeht – ja uns vorausgeht – auch und vor allem das ganz Einzutauchen in die Liebe Gottes. Und diese Liebe Gottes wird für alle Umstehenden sichtbar und hörbar: Der Himmel geht auf, der Hl. Geist kommt und die Stimme aus dem Himmel sagt: „DU bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Gefallen gefunden.“ Welch eine Zusage, welch ein Zuspruch für Jesus, und auch für uns, dass auch wir seine geliebten Kinder sein dürfen.

  2. Jesus legt mit seiner Taufe ein Bekenntnis ab für den liebenden Vater. Nicht weil er getauft wird, liebt ihn der Vater, nicht damit er ihn liebt, lässt er sich taufen, sondern weil sich immer schon als geliebter Sohn versteht, steigt er hinein in den Jordan.
    So produzieren auch wir die Liebe Gottes nicht in der Taufe, sondern wir bekennen uns zur Liebe Gottes, wir feiern das Angenommensein als seine geliebten Kinder. Taufe ist auch so etwas wie das JA zu unserer Kindschaft Gottes, zu diesem einzigartigen Privileg, dass wir zu dem unendlich großen Gott VATER sagen dürfen.

  3. Mit seinem Hineinsteigen und Eingetauchtwerden in das Wasser nimmt Jesus alle Gefahren und Erfahrungen des Leids, der Bedrohung und des Todes mit. Von dort wird er herausgeholt und mit dem Hl. Geist gestärkt. Taufe ist kein Eintritt in das Schlaraffenland, kein Freibrief für ein sorgenfreies Leben, sondern die Feier der Gabe des Hl. Geistes. Er schenkt uns in diesem Geist Kraft für unser Leben und die Herausforderungen des Lebens.

  4. Die Taufe ist nicht der Schlusspunkt der Sendung Jesu, es ist der Ausgangspunkt für sein öffentliches Wirken. Und sein erster Weg führt ihn in die Wüste. Mit der Zusage der Stimme des Himmels und mit der Kraft des Hl. Geistes geht er seinen Heilsweg für uns.
    Auch für uns ist die Taufe der Ausgangspunkt für ein Leben als Christen. Ja, das sollte man sehen, spüren, erleben dürfen, - wie gut uns das auch immer gelingt – dass wir als Christen am Heilsplan Gottes mitarbeiten wollen.

Kinder Gottes heißen wir und sind wir. So lesen wir im 1. Johannesbrief.
Danke, du großer Gott für deine Liebe, deinen Sohn und deinen Hl. Geist.

Amen.

Diakon Peter Leichtfried

Predigt vom 5. Jänner

Liebe Gottesdienstgemeinschaft!

Ist das nicht ein herrlicher Text, dieses erste Kapitel aus dem Johannesevangelium, das ich gerade vorlesen durfte. Es tönt wie ein Hymnus, mehr noch: Es hat literarische Kraft, verbunden mit der Verspieltheit von Lyrik.

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne es wurde nichts, was geworden ist“, usw. …

Wie gesagt: Der Text fließt einem wie Honig zu. Aber, welcher Sinn steckt dahinter? Wie kann ein Wort Gott sein, und wie können Wörter Lebendiges hervorbringen?

Dazu müssen wir uns mit dem Wort „Wort“ beschäftigen. Im altgriechischen Urtext des Evangeliums würde der Text nämlich so lauten: „Im Anfang war der Logos und der Logos war bei Gott und der Logos war Gott.“

Der altgriechische Ausdruck Logos kann auch als „Wort“ übersetzt werden, so wie es eben in der Einheitsübersetzung steht. Aber das Wort Logos ist wesentlich vieldeutiger als dass es sich auf die deutsche Bedeutung „Wort“ einschränken ließe.

Vielleicht klingelt es bei ihnen ja schon, wenn sie an die Logik denken, die logischerweise aus dem Wort Logos hervorgeht. Oder denken sie an die vielen Wissenschaften, die mit der Endung „Logie“ bezeichnet werden: die Theologie, die Biologie, die Geologie, die Ökologie, die Zoologie usw.

Das weißt uns darauf hin, dass der Ausdruck Logos sowohl Wort, als auch „den Wortsinn dahinter“, eben „etwas verstehen“, oder - noch allgemeiner - „Vernunft“ bedeuten kann.

Und da bin ich am Punkt meiner heutigen Überlegungen: Ich darf also den Evangeliumstext auch wie folgt übersetzen: „Am Anfang war die Vernunft und die Vernunft war bei Gott und die Vernunft war Gott.“

Hallo, werden jetzt viele religionskritische Menschen sagen: „Was hat der Glaube, was hat Gott mit Vernunft zu tun?“

„Glauben ist ja grad das Gegenteil von vernünftigem Denken“, hör ich manche reden, „und Glaube passt mit vernünftiger Naturwissenschaft ja schon gar nicht zusammen.“

Das heutige Evangelium behauptet im Prinzip das Gegenteil, wenn es Gott mit dem dahinterliegenden Sinn, mit der Vernunft gleichsetzt.

„Ist es also vernünftig zu glauben?“ hat mein Professor der Funtamentaltheologie gleich in der ersten Vorlesung gefragt. Und diese Frage stelle ich mir immer wieder und ich stelle sie auch heute, hier und jetzt: „Ist es vernünftig an einen christlichen Gott zu glauben“?

Sie werden sich nicht wundern, wenn ich diese Frage mit JA beantworte. Ich versuche mein JA auch zu begründen. (kein Thema: Glaubenstradition!)

1. Dass unser Universum, die Planeten, die Erde dermaßen fein abgestimmt funktionieren, sodass Leben dabei entstanden ist und entsteht, kann nur auf einem durchdachten, sinnhaften, eben vernünftigen Entwicklungsprozess beruhen.

Mir ist das Wort Prozess in diesem Zusammenhang sehr wichtig, denn so sehr ich davon überzeugt bin, dass hinter all dem vielfältigsten Leben auf der Erde Vernunft - also Gott - steckt, sosehr lehne ich es ab, mir einen Gott vorzustellen, der einmal einen endgültigen Plan abgefasst hat, nachdem sich alles in unserem Universum abspielt.

2. Gott ist für mich nicht nur Vernunft, sondern in unaussprechlicher Weise die Liebe selbst. Wenn man so denkt, fallen in Gott Vernunft und Liebe zusammen.

Und Papst Benedikt XVI hat das in herausragender Weise so formuliert: „Die wahre Vernunft ist die Liebe, und die Liebe ist die wahre Vernunft. In ihrer Einheit sind sie der wahre Grund und das Ziel alles Wirklichen.“ Es rinnt mir kalt über den Buckel, wenn ich das lese und höre.

3. Es geht aber noch ungeheuerlicher: In unserem Glauben macht Gott etwas scheinbar ganz Unvernünftiges: Er gibt sich den Menschen preis, er wird Mensch unter Menschen, gibt sich hin mit seiner ganzen Liebe in der Person von Jesus Christus. Das bekennen wir.

Und wir haben es auch im heutigen Evangelium so gehört. Dort heißt es: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. (Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“)

Gott wird durch seine Geburt in Jesus ein Geschwisterl von uns Menschen. Erst dadurch ist es uns möglich, vom Menschen als Gotteskinder, als ein Ebenbild Gottes zu sprechen.

Und auch hier ist die Vernunft Gottes evident: Denn erst durch Jesus wissen wir verbindlich und auf menschliche Weise, wie Gott seine Liebe auf dieser Welt verbreiten will: Im einander Dienen, im einander Fördern und Stärken, im einander wohlgesonnen Sein, im einander friedlich Begegnen, im einander Freiheit Geben, im aufeinander Schauen, usw.

Dass wir als Menschengeschlecht - nicht alle Menschen sind in gleicher Weise gemeint -, dass wir Menschen, die wir ja in unserer Freiheit leben dürfen, dermaßen unvernünftig handeln, Kriege führen, Machtkämpfe ausfechten, uns immer wieder einmal gegenseitig herabwürdigen, gierig die Natur ausbeuten und vieles mehr, steht auf einem anderen Blatt.

Durch Jesus hat uns Gott bewiesen, dass wir als Menschen die Vernunft der Liebe praktizieren können, wenn wir es nur wollten.

Zusammengefasst: Der Ausdruck „Wort“ im heutigen Evangelium steht also für den Logos dieser Welt, für den Sinn, der in unserem Leben steckt, für die Vernunft und Liebe, mit der wir unser Leben gestalten sollen.

Und überdies steht der Ausdruck „Wort“ auch für Jesus selbst, wie es der große österreichische Theologe Karl Rahner in einem weihnachtlichen Text wunderschön darlegt, indem er schreibt:

Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt,

ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann,

weil es Gottes endgültige Tat, weil es Gott selbst in der Welt ist.

Und dieses Wort heißt: Ich liebe dich, du Welt und du Mensch.

Amen.

Diakon Franz Hofmarcher

Predigt vom 29. Dezember - Fest der heiligen Familie

Auf den Vorwurf der Eltern Jesu heute im Evangelium: „Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht“, antwortet Jesus: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“
Zweimal hören wir da vom „Vater“, einmal von Josef, dem Vater und Mann Mariens, einmal vom Vater, womit Gott gemeint ist, der Vater im Himmel.
Dahinter verbirgt sich wohl das Ringen und Fragen Jesu in seinem Leben nach seinem Vater!
Vielleicht hat Jesus zu Hause in Nazareth oft gehört: „Der Josef, das ist ja gar nicht dein Vater!“
Bleibt die Frage für Jesus, wer ist denn dann mein Vater?
Mit über 30 Jahren hat Jesus am Jordan ein besonderes Erlebnis, das seinen weiteren Weg prägt und bestimmt.
Bei der Taufe im Jordan durch seinen Verwandten Johannes muss Jesus ein inneres, mystisches Erlebnis gehabt haben, das der Evangelist als äußere Erfahrung in symbolischer Sprache schildert.
Bei der Taufe, so heißt es, öffnet sich der Himmel und eine Stimme aus dem Himmel spricht: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir hab ich Gefallen gefunden“.
Nach diesem mystischen Herzenserlebnis entwickelt Jesus eine ganz innige und starke Beziehung zu seinem Gott Jahwe, den der Vater nennt.
Wer auch immer der biologische Vater von Jesus sein mag, der letzte Urgrund seines Lebens, der „eigentliche Vater“ ist Jahwe, der Gott seines Volkes.
Jesus entwickelt eine ganz spezielle Beziehung zu seinem Gott und Vater, in die er sich hineinbetet, hineinbettet, hineinentwickelt, die ihn in seinem Leben unendlich stärkt, beruft und sendet.
Die Jünger bemerken natürlich diese Nähe ihres Herrn und Meisters zu Gott, die tiefe Beziehung von Jesus zu seinem Gott und fragen ihn einmal: „Herr, lehre uns beten, so wie du betest!“
Das fragen jüdische Menschen, die viel beten, die die Gebete des Volkes Israel auswendig können, die im Gebetsschatz ihres Volkes zu Hause sind, aber merken, dass Jesus eine ganz andere und intime Beziehung zu Gott hat.
So möchten sie auch beten lernen!
Jesus lernt den Jüngern und damit auch uns das sogenannte „Vater unser“! Ein Gebet, das wir alle nur zu gut kennen.
In den Evangelien ist dieses Gebet zweimal überliefert, nicht in der gleichen Fassung, was auch spannend ist!
Was uns so vertraut und normal ist, war für die Menschen zur Zeit Jesu aber aufregend und neu!
„Vater“ zu Gott sagen, das kannten die Juden, das war im Volk Israel bekannt. Sie sprachen über Gott als Vater in der hebräischen Sprache der Liturgie, sie sagten auf hebräisch „mein Vater“ und „unser Vater“, aber niemals hätten sie es gewagt, „Abba“ zu sagen, nämlich ein Wort aus der Alltagssprache, auf aramäisch!
Da bedeutet das Wort „Abba“ nämlich „Papi“, „Vati“, das sprechen Kinder zu Hause über den Tisch zu ihrem Vater, aber doch niemals Menschen im Gebet zu Gott!
Was für die Jünger neu und bewegend war, war zugleich für die Religionsvertreter, die Pharisäer und Schriftgelehrten ein Skandal!
So vom Ewigen, Allmächtigen zu reden, das war blasphemisch, viel zu niedlich, einfach unerhört! So durfte niemand von Jahwe, dem Gott Israels, reden!
Das ist übrigens auch schon ein Grund für die Verurteilung Jesu, für seinen Tod, denn wer so lästerlich von Gott redet, der muss weg!

Wir sind eingeladen in diese innige Beziehung zu Gott einzutreten.
Im Wissen, dass Gott nicht Vater, also Mann und nicht Mutter, also Frau ist. Gemeint ist vielmehr: Gott ist wie ein väterlicher Freund, seine Nähe und Zuwendung, sein fürsorgliches Dasein, seine Güte und Liebe sind grenzenlos.
Jedesmal, wenn wir also das „Vater unser“ beten, sollen wir uns erinnern, dass wir zu Gott beten, der uns unendlich mehr liebt als Vater und Mutter lieben können!
Übrigens: „Vater unser“ ist eine falsche Übersetzung aus dem Lateinischen! „Pater noster“, heißt es im Lateinischen!
In unserer deutschen Sprache muss es natürlich „Unser Vater“ heißen!
Wir sagen ja auch nicht: „Eltern unsere“ haben uns lieb, sondern: „Unsere Eltern“ haben uns lieb! Was im Lateinischen nachgestellt ist, gehört im Deutschen nach vorne: „Unser Vater“!
Aber davon unabhängig ist die innere Nähe, die in diesem geschenkten Gebet ausgedrückt ist. Wir dürfen ein Leben lang hineinwachsen in die innere Beziehung zu Gott, der unser Vater ist.

Amen.

Pfarrer Franz Kronister

Predigt vom 25. Dezember - Christtag

Jeder Mensch, der geboren wird, ist ein staunenswertes Wunder!
Wie überwältigt sind Mama und Papa, wenn sie ihr Neugeborenes in den Händen halten, welches Glückgefühl durchströmt Eltern beim Anblick des eigenen Kindes, beim Staunen über das Wunder „Mensch“.
Jeder Mensch ist ein staunenswertes Wunder, ganz gleich wie der Start ins Lebens auch ist, ob lange ersehnt oder irgendwie passiert, ob geplant oder einfach geschehen. Niemand von uns wurde je gefragt, ob er oder sie leben möchte und wer die Eltern sein sollen.
Du bist ein Wunder des Lebens, ich bin ein Wunder der Schöpfung!
Dass DU da bist, verdankst du anderen, nicht Dir selber. Deine Eltern sind der biologische Grund deiner Existenz. Der Urgrund unserer Existenz ist die Schöpferliebe Gottes. Niemand von uns hat sich selber entschieden, dass er oder sie geboren werden möchte, auch nicht in welchem Erdteil, zu welcher Zeit und unter welchen Umständen. Es ist einfach so! Du bist da! Du lebst. Ein Wunder.
Und wir können staunen und immer wieder, auch jetzt gerade, bewusst dankbar erleben: ICH bin da, ich atme, ich lebe. Ich bin ein staunenswertes Wunder!
Das hat viel zu tun mit Weihnachten!

Ein zweiter Gedanke:
Wir, die staunenswerten Wunder der Schöpfung, versammeln uns heute in einem Raum in unserer Gemeinde, der wunderschön ist: in unserer herrlichen Pfarrkirche zum heiligen Petrus, die wir vor 5 Jahren eingeweiht haben.
Es ist eine helle Freude, hier sein zu dürfen und diesen Feierraum genießen zu können!
Schau Dich bewusst um, die durchdachte Gestaltung und das warme Licht, die vergoldeten Statuen und die tragenden Säulen, die altbekannten Bilder und die erneuerte Farbgebung, die weihnachtliche Gestaltung und die alterwürdigen Bänke. Es ist eine helle Freude, hier miteinander Weihnachten zu feiern, hier verweilen, beten und singen zu dürfen.
Und keiner von uns kann sagen: das habe ich gemacht, das ist mein Werk! Soviele Menschen haben nachgedacht, geplant, gespendet, gearbeitet, geschwitzt und geputzt, sodass wir heute sagen und spüren können: es ist eine helle Freude, hier Gottesdienst feiern zu können in einer wunderbaren Gemeinschaft. Es ist und bleibt Freude und Geschenk. Tiefe Dankbarkeit möge uns durchströmen, wenn wir das bedenken. Es ist nicht selbstverständlich, so einen wunderbaren, hellen Raum zu haben für unsere Gemeinde.

Staunenswerte Wunder – wir Menschen, versammelt in einem Raum heller Freude…

Aber das Entscheidende, das Weihnachtliche, fehlt noch: das überraschende Geschenk der Liebe, die Gegenwart der Ewigkeit!
Gottes Kommen in unsere Welt.
„Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“, hören wir heute im Evangelium. Gott ist damals gekommen.
Gott hört nicht auf zu kommen, er sucht nach seinem Wunderwerk Mensch und klopft an!
Wir wissen aus der Bibel: Gott braucht nicht viel um anzukommen, es genügt ihm eine Futterkrippe! Die große Krippe da vorne erinnert daran!
Gott genügt ein fragendes Herz – und er kommt.
Gott genügt ein freudiger Gedanke – und er ist da.
Gott genügst DU – und er umfängt Dich voll Liebe.

Auf die Frage eines Teilnehmers der Bibelrunde: „Wo würde denn Jesus heute geboren werden, wenn er käme?“, kann man also nur antworten: Jesus wird geboren – in DIR!

Da sind wir jetzt beim Wesentlichen, beim Eigentlichen, beim tiefen Geheimnis der WEihnacht, warum wir heute hier sind:
Gott kommt in sein Eigentum, sagt die Bibel, er kommt zu seinem staunenswertes Wunder Mensch, er öffnet unsere Sinne, unser Gemüt durch helle Freude: Kirchenraum, Musik, feierliches Miteinander – und bittet um Einlass.
Es bleibt ein Geheimnis zwischen Dir und Deinem Schöpfer, wie er Dich beschenken möchte. Überraschung nicht ausgeschlossen!


Amen.

Pfarrer Franz Kronister