Gemeinsam sind wir Kirche

Predigtarchiv

Predigt vom 22. Juni

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn

Im heutigen Evangelium hören wir zwei Fragen, die Jesus seinen Jüngern stellt:
  1. „Für wen halten mich die Leute?“
    - Die Jünger antworten: Für Johannes den Täufer, für Elija oder für einen der alten Propheten.
  2. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
    - Petrus antwortet: „Für den Christus Gottes.“
Was würden wir antworten?
  • Wer ist Jesus für mich - für uns?
  • Welche Erwartungen habe ich an ihn?
Petrus sagt klar: „Du bist der Christus Gottes, der Messias.“

Doch anstatt diese Antwort zu feiern, legt Jesus den Jüngern Schweigen auf.

Wie bitte? Schweigegebot?

„Doch er befahl ihnen, es niemandem zu sagen …“

Sag es niemandem weiter! - Psst, sog's owa neamtn!
Das klingt nach einem Geheimnis.
In der Theologie spricht man vom Messiasgeheimnis.
Dieses Schweigegebot taucht in der Bibel mehrfach auf. Aber warum?

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze.
Einen möchte ich heute hervorheben:

Schweigen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Zur Zeit Jesu verstanden viele unter dem Begriff Messias eine Rettergestalt, einen politischen Befreier, einen Kämpfer gegen die römische Fremdherrschaft.

Doch Jesus war anders:
  • dienender Retter,
  • gewaltloser Friedensbringer,
  • barmherziger Versöhner.
Er wollte mit dem Schweigegebot verhindern, dass sein Auftrag als Menschensohn falsch verstanden wird.
Er wollte falsche Erwartungen vermeiden – Erwartungen, die seinem Weg der Liebe, des Dienens und Leidens widersprachen.

Ich lade euch ein in Stille sich selbst zu fragen:
  • Wer ist Jesus für mich?
  • Was ist mir an Jesus so wichtig, dass ich es gerne zeigen oder weitergeben möchte?
  • Wie wird mein Glaube in meinem Alltag sichtbar, so dass andere an mir erkennen, dass ich Kraft, Hoffnung und Liebe durch meinen Glauben an Jesus schöpfe?
Was bedeutet das Evangelium heute für uns?
Ich glaube, es lädt uns ein, achtsam mit unserem Glauben umzugehen.
Wir sollen ihn niemandem vorschnell überstülpen – denn jeder Mensch hat seine eigenen Erfahrungen mit dem Glauben gemacht.
Wir müssen nicht laut oder aufdringlich sein.
Es genügt, wenn wir ehrlich zeigen, was uns im Leben trägt.

Ein Satz, der oft Franz von Assisi zugeschrieben wird, bringt das gut auf den Punkt:
„Verkündet das Evangelium -
und wenn nötig, benutzt Worte.“


Das heißt:
Unser Auftrag / unsere Mission als Christen heißt NICHT NUR nur von Jesus REDEN,
sondern:
Ich versuche mein Leben nach Jesus auszurichten,
und vielleicht fragen mich andere:

„Wer ist Jesus für dich?“
„Für wen haltest du Jesus?“


Amen.

Pastoralassistentin Doris Sturmer

Predigt vom 1. Juni

Liebe Gottesdienstgemeinschaft!

Aus den vielen Überlegungen, die zu beiden Bibelstellen möglich wären, widme ich mich heute einem Wort, das wir oft in unseren Gottesdiensten verwenden und das heute im Evangelium explizit zwei Mal angesprochen wird. Ich meine das Wort Herrlichkeit. Jesus sagt in dem Johannesevangelium: „Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast“ und an einer anderen Stelle: „Und ich habe ihnen (gemeint sind wir Menschen) die Herrlichkeit gegeben, damit sie eins sind“.

Ohne lange nachzudenken, verstehen wir fast alle unter Herrlichkeit Großartigkeit, wunderbar Schönes, Außerordentliches, besonders in Verbindung mit der Herrlichkeit Gottes. Oder denken sie an ein herrliches Konzert, eine herrliche Naturlandschaft – all diese Bezeichnungen für etwas Hervorragendes sind uns geläufig. Trotzdem lohnt es sich, dem Wort auf mehrfache Weise nachzuspüren. Ich versuche das in drei Überlegungen:

1. Herrlichkeit war im Mittelalter in einigen Gebieten (zum Beispiel in den Niederlanden) eine Bezeichnung für eine Herrschaft, also für adeligen Besitz. So wie wir zum Beispiel die Herrschaft Purgstall als Besitzer von Landgütern, von Wald verstehen, so verwendete man den Begriff Herrlichkeit für Besitztum. Die sogenannte „Hohe Herrlichkeit“ war ein selbständiges Gebiet mit eigener Rechtsprechung.

Und in etwa so verwendet Jesus das Wort Herrlichkeit im heutigen Evangelium. Die Herrlichkeit Gottes besteht darin, dass alles – wirklich alles – ihm gehört, dass alles, was auf dieser Welt besteht und vergeht, von Gott kommt, dass Gott sich in allem in dieser Welt verwirklicht sehen möchte. Jesus selbst, aber auch wir alle, sind unmittelbarer Anteil an dieser Herrlichkeit Gottes. Und wie er es meint, hören wir aus dem Evangelium mit schönen, aber nicht ganz leicht verständlichen Worten: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du … sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“

Also: Ein ganz entscheidender Unterschied zwischen einer weltlichen Herrschaft, die oft auf Besitz, sachlichem Reichtum, politischer Macht aufgebaut ist, und der Herrlichkeit Gottes besteht nach Jesu Erklärungen darin, dass das Wesen der Macht Gottes die Liebe zwischen den Menschen ist.

Gottes Herrlichkeit bezieht sich also nicht auf das Äußerliche, sondern auf das Wesentliche und das ist die Liebe. Nichts ist herrlicher als die Liebe und die Einheit zwischen uns Menschen und nichts abscheulicher als Bösartigkeit, die weltliche Gier, die Vernichtung durch Gewalt und Krieg.

Wir können diesen gigantischen Unterschied zwischen den Herrschaftsansprüchen von mächtigen Menschen und der Herrlichkeit, die Gott meint, zurzeit leider auf offener Bühne beobachten. So wie Geld für die Machtansprüche von Menschen dient, so ist der Friede die Währung mit der in die Herrlichkeit Gottes eingezahlt wird.

Die Herrlichkeit Gottes ist also keine - von oben erzwungene - Machtdemonstration, sondern breitet sich durch schöpferisches Lieben unter den Menschen aus. Liebe – und Gott ist Liebe – lässt sich nicht mit Geld erwerben, sondern durch friedliches, liebendes aufeinander zugehen, aufeinander achtgeben.

Allen Menschen sei also ins Stammbuch geschrieben: Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt, Krieg, Erniedrigung, Eroberung, Tötung im Namen, im Reich, in der Herrlichkeit Gottes.

Der Theologe Henri Nouwen ruft uns mit folgenden Worten in die Pflicht: „In einer von Rivalität, Angst, Hass und Feindschaft gespaltenen Welt haben wir das Privileg und die Berufung, lebendige Zeichen seiner Liebe zu sein, die alle Spaltungen überbrücken und alle Wunden heilen kann.“ Deshalb beten und wünschen wir uns in unseren Gottesdiensten so oft den Frieden, weil es ohne Frieden keine Herrlichkeit Gottes gibt.

Ein zweiter Hinweis zur Herrlichkeit: So wie wir den Frieden in unseren Gottesdiensten öfter ansprechen, so verwenden wir auch das Wort Herrlichkeit einige Male. Wir sind uns gar nicht bewusst, wie oft wir diese Herrlichkeit, diese Herrschaft der Liebe Gottes in der Messe, in unseren Gebeten anrufen. Und ich glaube, wir sind uns nicht bewusst, dass dieses Anrufen, dieses Loben und Preisen ein Versprechen an Gott ist, sich für Liebe und Frieden einzusetzen, wie es Henry Nouwen einfordert. Beispiele aus unseren Messabläufen gefällig?

  • Jedes „Vater unser“ in der Messe beenden wir mit: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.“ Eine ganz starke Ansage im Sinne der heutigen Schriftstelle ist das - und wir schließen nicht umsonst den Friedensgruß gleich an.
  • Bis auf die Advent- und Fastenzeit singen wir das GLORIA: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade. Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir rühmen dich und danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit.“ Wir bekennen also deutlich, dass nichts, gar nichts auf dieser Welt größer, wichtiger ist als die Liebe, die wir im Namen Gottes verschenken.
  • Gloria kann man auf Griechisch mit Doxa übersetzen: Unter Doxologie verstehen wir unter anderem ein ganz zentrales Gebet des Priesters in der Messfeier, das die Wandlung von Brot und Wein und damit die Wandlung unseres Wesens zu liebenden Menschen abschließt. Als Diakon darf ich den Kelch nehmen während der Priester die Schale mit den gewandelten Broten hält und betet: „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist Dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes, alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit. Amen.“ Der Priester betet also für uns alle, dass wir durch Jesu` Beispiel erleben können, dass die Liebe, Gott selbst, in uns ist, dass seine Herrlichkeit uns erobert.
Das wäre ein schöner Schluss für meine Predigt. Aber mir drängt sich noch ein dritter Gedanke zur Herrlichkeit Gottes auf. Und er ist wichtig in unserer Zeit und für unser heutiges Denken.

Im Wort Herrlichkeit steckt natürlich das maskuline Wort Herr drinnen. Das ist historisch verständlich. Aber damit wird ganz unterschwellig immer und immer wieder die männliche Seite Gottes angesprochen, was aus meiner Sicht auch dazu geholfen hat, das Verständnis von der Macht Gottes zu verfälschen – als machtvollen Herrscher im weltlichen Sinn.

Nachdem ich davon überzeugt bin, dass die Liebe ein und dasselbe ist wie Gott, dass die Liebe die weibliche Seite Gottes ist, erlaube ich mir heute ganz bewusst auch von der Fraulichkeit Gottes zu sprechen.

In dieser Fraulichkeit Gottes tritt nämlich die schöpferische Liebe in den Vordergrund. Durch das Wort Fraulichkeit wird bewusster, dass Gott nicht nur einmal geboren wurde in Behlehem, sondern immer wieder geboren wird, wo einander Liebe geschenkt, Frieden gewährt wird. Gottes Fraulichkeit wird sichtbar, wenn wir aneinander glauben, aufeinander hoffen und miteinander in Liebe und Frieden verbunden sind.
Amen

Diakon Franz Hofmarcher

Predigt vom 29. Mai - Christi Himmelfahrt

Liebe Pfarrgemeinde,

Reden wir heute einmal über den Himmel. Was ist der Himmel? Ist es das Blaue über uns? Oder vielmehr das, was uns im Jenseits erwartet, wenn wir gut gelebt haben?

Im Englischen macht man vom Wort her einen Unterschied: Sky ist der Himmel, wo die Vögel und Flugzeuge fliegen und die Wolken ziehen. Heaven ist der Himmel im religiösen Sinn. Bei uns ist es das gleiche Wort – Himmel – und das führt oft zu Verwirrung.

Und scheinbar nicht erst bei uns – in der Lesung wird ähnliches auch über die Jünger erzählt. Nach der Himmelfahrt stehen sie unverwandt da und starren in den Himmel, in die Wolken. Sie brauchen erst eine Aufforderung, um ihren Blick zu senken: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ Das heißt: „Starrt nicht in die Wolken! Schaut auf den Boden, schaut wo ihr hintretet, schaut, wo sich das Leben abspielt!“ Denn wer dauernd in die Wolken starrt, kann ganz schnell auf die Nase fallen!

Ein Wissenschaftler definierte einmal den Himmel als alles das, was ab einem Millimeter über dem Boden beginnt und alles, was sich dort abspielt. So gesehen, meinte er, sind wir wohl alle bei einem Luftsprung schon im Himmel.
So gesehen leben wir schon im Himmel und haben so zu sagen die Erde unter den Füßen und den Kopf im Himmel.

Wir Menschen sollen eigentlich himmelsverbunden und erdverankert sein! Himmel und Erde gehören untrennbar zusammen. Himmel und Erde darf man aber nicht gegeneinander ausspielen oder nur einseitig betrachten. Es ist wichtig im Leben, beidem Platz und Raum zu geben. Wie oft richten wir unser Leben nur auf Geld aus. Wie wichtig sind Ausbildung, Haus, Auto, Urlaub, Fun und Action. Wer sich davon ganz gefangen nehmen lässt, gräbt sich in die Erde ein und verliert den Kontakt zum Himmel. Der Pendelschlag ins extreme Gegenteil wäre allerdings genau so einseitig. Es gibt Strömungen neuer Religiosität, die ganz in Gebet und Mystik aufgehen, wo das konkrete, praktische Christsein mitten im Leben keinen Platz mehr hat. Leben und Glaube gehören zusammen, so wie Himmel und Erde zusammen gehören.

Die Botschaft Jesu lautet nicht: „Blickt ständig nach oben, beschäftigt euch nur mit dem Himmel.“ Oder „Lebt euer Leben, genießt es, alles andere ist egal!“ Sondern sie lautet: „Geht hinaus in alle Welt, verkündet allen Menschen und Geschöpfen das Evangelium!“ Das heißt: „Steht mit beiden Beinen auf der Erde, hebt euren Kopf zum Himmel, blickt auch nach vorn und macht den Himmel auf Erden Wirklichkeit!“

Jetzt, hier im Leben soll der Himmel sichtbar werden, sollen Himmel und Erde sich berühren! Und wenn wir annehmen, dass Himmel all das ist, was ab einem Millimeter über dem Boden beginnt, dann lebt jeder von uns mit dem Kopf und den Händen bereits im Himmel. Und Himmel wird auf Erden erfahrbar.

Aber Himmel ist noch viel mehr! Himmel ist auch eine Beschreibung für Gott, für Gottes Nähe. Und durch sein Leben, Sterben und Auferstehen wollte uns Jesus diesen Himmel zeigen, er wollte uns zu Gott führen. Gott mitten im Leben sichtbar zu machen, das war, das ist sein Anliegen.

Durch Jesus, seine Botschaft, seine Auferstehung, berühren sich Himmel und Erde, himmelsverbunden und erdverankert. Wir können den Himmel, die Nähe Gottes spüren und erfahren - dann, wenn Menschen glauben und Liebe weitergeben. Jesus hat für uns gleichsam den Himmel geerdet und die Erde an den Himmel gekoppelt.

Für uns bedeutet dies, ausgehend vom Himmel, der 1 Millimeter über dem Boden beginnt, dass wir hier auf Erden schon den Himmel berühren können. Ihn berühren, wenn wir versuchen, unser Leben nach Gott auszurichten und dabei immer mit beiden Beinen auf der Erde und im Leben bleiben, himmelsverbunden und erdverankert. Dann wird es hier auf Erden himmlisch und mit einem Luftsprung sind wir schon im Himmel.

Monika Liedler

Predigt vom 18. Mai - Firmsendungsmesse

Liebe Firmlinge, Liebe Schwestern und Brüder!

Alle kennen wir diese Worte:
„Du bist mir wichtig!“ oder „Ich hab dich lieb!“?
Solche Worte machen etwas mit uns.
Sie tun gut. Sie geben Halt. Sie zeigen: Ich bin nicht egal.

Und genau das sagt Jesus heute im Evangelium.
Aber nicht nur zu seinen Freunden von damals – sondern zu uns allen, heute.
Er sagt: „Liebt einander – wie ich euch geliebt habe.“

Es sind aber nicht nur wohltuende Worte, die uns gut tun – sondern es ist ein Auftrag an uns.

Die 3 besonderen Worte „Ich liebe dich“, oft nur ganz besonderen Menschen vorbehalten, oft gehen wir mit dieser Liebe sehr sparsam um. Ja nicht zu viel Liebe zeigen, es macht uns verletzlich, es verwöhnt vlt. zu viel.

Und doch ist Lieben ein Auftrag, zu dem wir als Christen berufen sind. An dieser Liebe soll man uns Christen erkennen.

Lieben heißt nicht nur nett sein.
Es heißt auch:
  • nicht über andere lachen, wenn sie Fehler machen.
  • jemandem helfen, auch wenn man gerade keine Lust hat.
  • jemanden aushalten, den man gerade nervig findet.
Jesus zeigte uns eine bedingungslose Liebe.
Eine Liebe die keine Gegenleistung fordert.
Jesus, liebt uns so, wie wir sind.
Nicht weil wir besonders fromm sind, sondern weil wir ihm wichtig sind – genauso, wie wir sind.

Und diese Liebe sollen wir weitergeben. Bedingungslos und großzügig.

Es geht nicht darum als Christ, scheinheilig brav auswendig Gelerntes runter zu leiern oder am Sonntag brav in der Kirche zu sitzen. Sondern darum, wie wir mit anderen umgehen.
Ob in unserem Leben die Liebe spürbar ist.

Liebe Firmlinge,
ihr bereitet euch auf die Firmung vor.
Das ist mehr als ein Fest.
Es ist wie ein Startschuss:
Gott sagt ja zu dir. Und ihr sagt ja zu Ihm.
Ihr seid bereit, euch auf das Leben einzulassen und euch von der Liebe Gottes inspirieren sogar entfachen zu lassen. Euer Firmsymbol ist die „Flamme“ – von der Liebe Gottes entzündet, erwärmt.


Es geht nicht ums Perfektsein, sondern mit Herz zu leben.
Mit kleinen Taten. Mit echter Liebe.

„Nach dem, was wir heute gehört haben, dass Jesus uns zur gegenseitigen Liebe aufruft,
möchten die Firmlinge nun euch, liebe Pfarrgemeinde, um eine kleine Tat bitten:
Sie haben kleine Kärtchen auf Flammen mit einem Gebet vorbereitet, das sie gerne an euch weitergeben möchten.
Diese Kärtchen sind ein Zeichen ihrer Bitte, dass ihr für sie betet und sie auf ihrem Weg des Glaubens begleitet.
Wir laden euch ein, diese Flammen in Empfang zu nehmen und sie in eure Gebete einzuschließen.“

Das ist nicht nur nett und lieb. Das ist echt christlich.

Pastoralassistentin Doris Sturmer

Predigt vom 27. April

Liebe singfreudige Gottesdienstgemeinschaft!

Wir proben heute zwei neue Lieder ein. Einerseits das schon geübte, frische, poppige Lamm Gottes GL 715/4, andererseits das Lied Gotteslob 414 mit einem wunderschönen Text. Manche werden sich denken: „Oh, schon wieder neue Lieder“. Ich steh allerdings dazu, dass wir unseren Liedkanon in Sprache und Melodie erneuern.

Keiner spricht mehr im Alltag - sowohl inhaltlich als auch vom Ausdruck her - so wie vor 300, 400 Jahren, daher ist es meiner Meinung nach nur recht und billig, dass wir uns in unseren Liedern, die wir ja auch vor Gott darbringen, der Sprache und des Verständnisses von heute bedienen – durchaus neben der Pflege des alten Liedgutes.

Wenn ich an die – im Vergleich zu anderen Pfarren – relativ große Zahl jüngerer Mitfeiernder in unseren Gottesdiensten denke, gerade auch in den Ostertagen, so ordne ich einen kleinen Teil dieser Tatsache der Wahl zeitgemäßer Messlieder und Texte zu.

Die Teilnahme so unterschiedlicher Menschen an unserer Glaubens - und Feiergemeinde fällt nicht vom Himmel. Unser Glaube an Jesus Christus muss für heutige Menschen Relevanz haben, das heißt, sie müssen einen Sinn finden, an unserer Gemeindefeier und somit an dem großen Geschenk der Eucharistie teilzunehmen. Wir wollen ja gestärkt, ermutigt, neu fragend aus unserer Kirche hinausgehen.

Dazu braucht es auch Lieder und Texte, die das mitbewirken können. Bestätigt hat mich in diesem Punkt unser Bischof, der während der Begegnungstage ja einige Messen mit uns gefeiert hat und der sich neben einigem anderen Lob über unseren Feierritus mit den Worten: „Ihr singt so schöne, sinngebende Lieder – und so viele singen mit “, positiv zu unserer Musikgestaltung geäußert hat.

Ein gutes Beispiel für das, was ich meine, stellt auch das Lied 414 im Gotteslob dar – bitte aufschlagen:

Es beschäftigt sich genau mit der Frage, die das heutige Evangelium abhandelt, nämlich die Tatsache, wie wir Jesus, Gott wahrnehmen können. Herr, wie bist du bei uns zugegen – heißt es im Liedanfang.

Liedprobe – 1. Strophe!

Für die versammelten Jünger ist die Person Jesus Christus konkret zugegen, und mit seinem Friedenswunsch fühlen sie sich gesendet, das Reich Gottes in die Welt zu tragen.

Thomas, der nicht da ist, kann – wie wir in der Schrift hörten - diese Sendungsbotschaft, diese Jesusbegegnung nicht nachvollziehen, und holt jene tiefe persönliche Nähe zu Jesus in einer nächsten Begegnung nach. Und Jesus sagt ja zu ihm: Weil du mir begegnen konntest, glaubst du.

Es gibt Theologen, die meinen, der Evangelist Johannes richtet sich mit dieser Geschichte viele Jahrzehnte nach Jesu Tod genau an jene Menschen, die Jesus nicht mehr erleben konnten, er versucht zum Glauben zu motivieren, indem er Jesus sagen lässt: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“.

Und genau in der Situation sind auch wir in unserer Zeit, in unserer Feier.

Einerseits: Wir können Jesus nicht angreifen, ihm nicht persönlich begegnen. Andererseits sagen wir: Jesus, Gott ist da in unserer Mitte, jetzt und in vielen unserer Lebenslagen.

Ein Seher/eine Seherin muss nicht unbedingt etwas Materielles sehen, um etwas zu spüren, wahrzunehmen. Wir können Jesus spüren und wahrnehmen, wenn wir vertrauen, dass er in uns wohnt.

Wir begegnen Jesus in unseren Gedanken, so wie wir Menschen im Gedanken begegnen können!

Wir schöpfen Kraft, indem wir Jesus, Gott ganz bewusst in unserem Innersten definieren. Meister Eckhart erklärt das so: Gott ist mir näher als ich mir selber bin, mein Wesen hängt daran, dass Gott mir nahe und gegenwärtig ist.

Und als Muvo Chor haben wir Theresa von Avila am Karfreitag zitiert, indem wir sangen: Nichts soll dich ängstigen, nichts beunruhigen, Gott ist immer bei dir, Gott allein genügt.

Und unser Lied 414 greift genau diese Zuversicht auf, die Johannes mit der Geschichte von Thomas vermitteln will: Du musst Gott nicht sehen, damit du ihn siehst, du musst Gott nicht angreifen, damit du ihn spürst, du darfst dich ganz und gar in Gott geborgen fühlen, Jesu Auferstehung findet in dir und mit dir statt.

Trotzdem ist dieses Lied von Huub Oosterhuis nicht das Lied eines über alle Zweifel erhabenen, sondern eines Menschen, für den trotz oder gerade wegen seines Glaubens viele Fragen bleiben. Das Lied beginnt ja auch mit einer Frage!

Wir alle sind in unserem fragenden Glauben Thomas verwandt, wir alle sind in der Hoffnung, einmal voll Staunen dieses „Mein Herr und mein Gott“ aussprechen zu dürfen.

Bevor wir das Lied nun singen, lesen wir genießend den Liedtext gemeinsam.

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
und wie unsagbar nah bei uns.
Allzeit bist du um uns in Sorge,
in deiner Liebe birgst du uns.

Du bist nicht fern, denn die zu dir beten,
wissen, dass du uns nicht verlässt.
Du bist so menschlich in unsrer Mitte,
dass du wohl dieses Lied verstehst.

Du bist nicht sichtbar für unsre Augen,
und niemand hat dich je gesehn.
Wir aber ahnen dich und glauben,
dass du uns trägst, dass wir bestehn.

Du bist in allem ganz tief verborgen,
was lebt und sich entfalten kann.
Doch in den Menschen willst du wohnen,
mit ganzer Kraft uns zugetan.

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen,
wo nur auf Erden Menschen sind.
Bleib gnädig so um uns in Sorge,
bis wir in dir vollkommen sind.

Diakon Franz Hofmarcher

Predigt Osternacht, 19. April

Liebe Pfarrgemeinde,

Jede Osternacht lebt von zwei besonderen, uns sehr vertrauten Zeichen: vom Licht und vom Wasser.
Wir haben es alle erlebt: In die dunkle Kirche wurde vom Kaplan Shiju die große Osterkerze hereingetragen: „Christus, das Licht“.
Die Flamme war klein und wehrlos, kein mächtiges Feuerwerk, keine Stichflamme. Ein Windstoß hätte genügt und die Flamme der Osterkerze wäre erloschen.
Ein sprechendes Bild für die ohnmächtige und uns immer angebotene Liebe unseres Gottes.
Wo das kleine Licht aber angenommen und aufgenommen wird, wo die Flamme geteilt und verteilt wird, da wird es wunderbar hell.
Wir haben es erlebt, wie stimmungsvoll und hell es in unserer dunklen Kirche geworden ist.
Ein Bild für unsere Welt: In all unsere Dunkelheiten hinein ist uns im Glauben ein Licht angeboten, vom Himmel gesandt, meist von Menschen vermittelt.

Was viele von uns noch nicht sehen konnten: die Osterkerze ist – wie jedes Jahr - wunderbar gestaltet.
Heuer von Annemarie Zobl: vielen Dank für deine künstlerische Arbeit und auch für alles Hintergrundarbeiten in unserer Kirche – und das heuer schon 10 Jahre lang, also ein kleines Jubiläum, liebe Annemarie!
Annemarie hat das Symbol des „Heiligen Jahres 2025“ auf der Kerze gestaltet. Da steht ganz groß: „2025“, „Alpha und Omega“ – und man sieht das Logo des Heiligen Jahres.
Das Logo des Jubiläumsjahres zeigt 4 farbige Figuren, die auf die Menschheit und die Generationen hinweisen, auf unser Pilgern als „Pilger der Hoffnung“.
Die Völker sind miteinander verbunden. Wir sind als Menschheit gemeinsam unterwegs, wir werden angeführt vom Kreuz Christi.
Das Kreuz wird umarmt: ein Zeichen der Sehnsucht und der Hoffnung.
Das Kreuz beugt sich den Menschen entgegen, ja es kommt ihnen/uns entgegen. Wir sind niemals alleine unterwegs, wir haben einen Gott zum Anhalten, einen Gott, der weiß, wo es lang geht!
Die PilgerInnen sind auf unruhiger See unterwegs, das zeigen die angedeuteten Wellen auf der Kerze.
Sicherheit gibt auch der Anker, der vom Kreuz ausgeht.
Eine Erinnerung daran, dass wir in den Stürmen des Lebens helfende Menschen und einen nahen Gott ersehnen, der uns Ruhe und Stabilität schenkt.

Am besten: ihr kommt in den nächsten Tagen einmal in die Kirche, um in Ruhe die Osterkerze genauer anzuschauen.
Ich finde es immer besonders schön, wenn viele von uns das Osterlicht bewussst nach der Osternachtfeier in der Kirche auch in den Friedhof tragen.
Es ist ein helles Zeichen der Hoffnung, dass im Tod ein neues Licht für unsere Verstorbenen aufgestrahlt ist, das nicht mehr ausgelöscht werden kann.

Neben dem Licht ist das Wasser ein besonderes Zeichen in jeder Osternacht.
In der Osternacht wurde in der frühen Kirche getauft.
Das Taufwasser und das Weihwasser erinnern uns an die eigene Taufe. Deswegen erneuern wir in jeder Osternacht das Taufversprechen.
Wie schon einige Jahre haben Mitglieder des Pfarrgemeinderates wieder schöne Weihwasserfläschchen angefertigt.
In der Taufkapelle sind die Weihwasserfläschen vorbereitet und dürfen nach Hause mitgenommen werden.
Viele von uns haben zu Hause das Weihwasser zum Segnen und als Erinnerung, dass wir als ChristInnen unseren Pilgerweg der Hoffnung gehen.

Licht und Wasser: zwei sprechende Zeichen in der Osternacht, die uns deuten können, was es heißt als ChristIn leben zu wollen.
Das Licht kommt von Gott, der Jesus auferweckt hat, und der uns braucht, damit es heller wird in der Welt.
Wasser als Zeichen des Lebens und des Segens, damit wir einander zum Segen werden. Amen.

Pfarrer Franz Kronister

Predigt von Gründonnerstag, 17. April

Liebe Gottesdienstgemeinschaft, liebe Eltern und Familien, liebe Kinder!

Es ist wunderbar, dass heute so viele da sind und wir gemeinsam an diesem besonderen Tag feiern können!

Kind: Warum treffen wir uns gerade heute an einem Donnerstag? Sonst kommen wir doch auch am Sonntag in die Kirche!

Monika: Liebe Kinder! Heute ist ein ganz besonderer Tag. Wir erinnern uns daran, wie Jesus mit seinen Jüngern das letzte Mal gefeiert hat. Nach diesem Fest, wir nennen es heute „das letzte Abendmahl“, wurde er gefangen genommen und dann ans Kreuz genagelt. Und er hat bei dieser besonderen Feier etwas getan, an das wir uns heute noch immer erinnern: Er hat das Brot genommen, gesegnet, es den Freunden gegeben und gesagt: Nehmt, das ist mein Leib. Seitdem teilen wir bei den Messen Brot und denken dabei an das letzte Abendmahl von Jesus.

Kind: Da habe ich gleich noch eine Frage: Warum verwendet Jesus eigentlich das Brot? Er hätte ja auch einen Kuchen nehmen können, oder Schokolade!

Monika: Brot war damals sehr wichtig. Die Menschen konnten sich nicht viel Fleisch leisten. Wenn sie arm waren und hungern mussten, war das Brot das einfachste und billigste. Und das ist auch heute noch so. Wäre ich arm, könnte ich mir kein Fleisch und keine Schokolade leisten, Brot vielleicht schon noch.
Die Menschen damals verwendeten Brot auch für religiöse Feste als Zeichen, dass Gott so wichtig ist wie Brot und die Menschen wie Brot satt macht und stärkt.
Und Jesus sagt beim letzten Abendmahl: So wie Brot möchte ich für euch sein. Genau so wichtig und lebensnotwendig und so einfach. Wie Brot will ich euch immer satt machen und stärken.

Kind: Aber warum verwenden wir dann in der Kirche kein richtiges Brot mehr, sondern nur die Hostien?

Monika: Die Hostien sind Brot, sie schauen nur anders aus.
Du weißt nie, wie viele Menschen in die Kirche kommen. Würden wir einen Leib Brot verwenden und es kommen nur wenige Menschen, wäre das Brot bald alt und hart, niemand wollte es mehr essen. Kommen viele, könnte es zu wenig werden. Die Hostien sind das Brot aufgeteilt auf kleine Portionen. Sie bestehen wie Brot aus Mehl und Wasser. Sie sind Brot, das dem Brot von damals, das Jesus verwendet hat, sehr ähnlich schaut. Damals machten die Leute Fladenbrot, flach und rund, so wie die Hostie, nur größer.

Kind: Warum hat der Herr Pfarrer heute eigentlich uns Erstkommunionkinder ganz besonders eingeladen?

Monika: Liebe Kinder! Ihr feiert bald euer Fest, an dem ihr zum ersten Mal das heilige Brot essen dürft. Zum ersten Mal spürt ihr bald: Jesus ist für uns so wichtig wie Brot.
Und heute gibt es ein ganz besonders Zeichen nur für euch Erstkommunionkinder! Bis jetzt ist das Tor noch verschlossen. Ihr zeigt das, wenn ihr zur Kommunion nach vorne kommt, mit euren Händen. Heute faltet ihr zum ersten Mal die Hände zur Schale, in die dann das heilige Brot gelegt wird. Und der Herr Pfarrer segnet eure Hände, die Stelle, wo die Hostie hineingelegt wird. Und ihr bekommt ein kleines Tischtuch. Der Platz eurer Hände wird vorbereitet für das Geschenk, das ihr im heiligen Brot bekommt.

Es ist ein schönes Zeichen, das die Kinder heute erleben dürfen. Vielleicht können auch wir gedanklich dieses Zeichen mitdenken und heute bei der Kommunion unser Tor des Herzens öffnen und so innerlich bereit werden für Gott und uns segnen lassen. Dann empfangen wir das Leben, das Jesus für uns gegeben hat. Das heißt, wir können ganz bewusst eintauchen in Jesu Liebe und ganz ja sagen zu Gottes Freundschaftsangebot.

Monika Liedler

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Predigt von 6. April

Liebe Gottesdienstgemeinschaft

Selbes Thema wie in der Vorwoche, nur anderer Blickwinkel, könnte man zum heutigen Evangelium bemerken.

Sie erinnern sich? Letzten Sonntag hörten wir das Evangelium vom verlorenen Sohn und diese Woche die versuchte – und von Jesus verhinderte – Steinigung der Ehebrecherin. In beiden Evangelien wird eindrucksvoll und anschaulich herausgearbeitet, wie unterschiedlich wir Menschen einerseits und Gott andererseits Schuld definieren und mit Schuldigen umgehen.

Wie ist es nun im Falle dieser Ehebrecherin? Es ist übrigens bezeichnend, dass es hier nur um die Frau als Ehebrecherin geht und nicht auch um die Frage, wofür sich der Mann, mit dem sie offensichtlich ein Verhältnis hatte, rechtfertigen muss. Aber das ist eine andere Geschichte und tut in unseren heutigen Überlegungen nichts zur Sache.

Also vom Gesetz her ist klar: Todesurteil! Ist dieses Gesetz von Gott gemacht? Nein, natürlich nicht! Es ist ein menschengemachtes Gesetz. Indem sich die Männer auf Mose berufen, wollen sie dieses Todesurteilsgesetz Gott quasi in die Schuhe schieben.

Wir kennen das gut, unter anderem auch aus diversen Filmen mit Gerichtsverhandlungen. Da beruft man sich in Plädoyers, Richtersprüchen, Zeugenaussagen usw. immer wieder auf Gott. Damit wird insinuiert, also nahegelegt, dass unser menschlicher Gerechtigkeitssinn jenem von Gott gleicht oder zumindest von Gott gebilligt wird.

Jesus räumt mit diesen falschen Vorstellungen gewaltig auf. „Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“, sagt er ganz trocken – und siehe da – niemand kann werfen. Ganz logisch, niemand von uns, kein Mensch auf dieser Welt, kann von sich sagen, er sei fehlerlos.

Aber ist es nicht gerecht, Menschen, die schwere Verfehlungen begehen, wie z.B. diese Frau, Menschen, die sich eines Verbrechens schuldig machen, die veruntreuen, die betrügen, die eben schuldig geworden sind, zu einer entsprechenden Strafe zu verurteilen. Wahrscheinlich würde unser ganzes Gesellschaftssystem ins Chaos gestürzt, würden wir nicht über verbrecherische Taten Recht sprechen.

Dass die damalige Rechtsauffassung, dass ein Ehebruch ein Todesurteil zur Folge hat, heute absurd wirkt, ändert nichts an der Tatsache, dass wir nach menschlichem Ermessen, nach gesellschaftlichen Regeln verbrecherische Daten verurteilen müssen. Warum also sagt Jesus zu dieser Frau, als sie nur mehr zu zweit waren: „Auch ich spreche dich nicht schuldig! Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“?

Ich meine, Jesus lebt vor, wie Gott Gerechtigkeit versteht. Für uns Menschen ist es kaum fassbar, was uns Jesus über die Schuldvergebung Gottes präsentiert. Wieso?

Nachdem ich davon überzeugt bin, dass Gott uns Menschen innewohnt - das heißt, er kennt uns nicht nur, er lebt und wirkt in uns und versucht, sich durch uns mitzuteilen - bin ich mir sicher, dass Gott uns Menschen in all unserer Begrenztheit, in unserer Hinfälligkeit übermenschlich liebt.

Er lebt sich aus in unseren Stärken und versucht, uns aus unseren Schwächen heraus zu lieben.

Während der Begegnungstage in unserem Dekanat hat mich genau diese Botschaft unseres Bischofs Alois besonders beeindruckt: Gott liebt die Menschen heraus aus ihren Schwächen, Gott ist so verliebt in seine Schöpfung Mensch, dass ihm keine Verfehlung, keine noch so katastrophale Tat davon abbringen könnte, dem Menschen eine positive Zukunft zuzutrauen.

Der Wille Gottes ist immer auf Versöhnung ausgerichtet, das heißt, es zählt nicht, was war, vielmehr nimmt Gott die positiven Möglichkeiten des Menschen immer und immer in den Blick. Er glaubt an die Menschen in einer Weise, wie wir Menschen nie an Menschen – und schon gar nicht an Gott - glauben können.

Genau diesen versöhnenden Glauben Gottes will uns Jesus vermitteln, wenn er der Frau sagt: Geh und sündige von jetzt an nicht mehr. Und wenn wir Menschen dieses Vertrauen, diesen Glauben, diese Liebe Gottes erahnen, spüren, dann geschieht etwas mit uns, dann können wir bisherige Grenzen überschreiten, wir schaffen es aus Verstrickungen auszubrechen, uns von Schuld zu befreien, uns zu versöhnen mit uns und unseren Mitmenschen.

Und genau das wünscht sich der uns innewohnende Gott, genau das will uns Jesus vermitteln und zeigen – an der Geschichte mit der Ehebrecherin ebenso wie an vielen anderen Beispielen. Denken sie an den verlorenen Sohn vom letzten Sonntag, oder an Maria Magdalena, oder an den Zöllner Zachäus, und so weiter.

In diesem Sinn könnte ein Beichtgespräch - aber auch jedes andere gute Gespräch - über die befreiende Wirkung von Gottes Liebe aus all meinen Begrenztheiten, als ein nach vorne gerichteter, positiver Lebensschub dienen. Das Sakrament der Versöhnung - wie wir es bei uns nun in toller Weise nennen - kann in dem Lichte eines Gottes, der uns in eine geglückte Zukunft hinein lieben will, eine präventive therapeutische Wirkung haben.

Von den physiotherapeutischen Behandlungen bei körperlichen Problemen wissen wir aber, wie wichtig es ist, dran zu bleiben, einzuüben. Das heißt unter anderem, immer wieder im Gespräch mit diesem liebenden Gott zu bleiben. Dann werden sich die positiven Wirkungen im Heilen von Verletzungen der Seele rascher und nachhaltiger zeigen können.

Conclusio:

Wir können als menschliche Gesellschaft nicht einfach alle Rechtsprechung beiseitelassen, alle Verbrechen begnadigen. Was wir aber können, ist zusätzlich dazu, mehr Elemente der Rechtsprechung im Sinne des liebenden Gottes in unser Zusammenleben einfließen zu lassen. Anstatt mit Steinen zu werfen, können wir versuchen, die Menschen aus ihren Verfehlungen heraus zu lieben. Z.B. (Ministrantinnen legen Steine vor den Altar)

Indem wir uns um wirkliche Verzeihung und Versöhnung nach einem Streit bemühen.

Indem wir Menschen ihre Schuld nicht endlos nachtragen (sic!)

Indem wir Schwierigkeiten miteinander in möglichst achtsamer, liebevoller Weise ansprechen.

Indem wir uns bewusst für Menschen interessieren, die Außenseiter der Gesellschaft sind.

Indem wir noch so kleine Bemühungen von Mitmenschen wahrnehmen und dankbar annehmen.

Solche und noch viel mehr dieser Formen der Rechtsprechung stehen in keinem menschlichen Gesetz. Wir dürfen, sollen sie präventiv als Liebesbeweis Gottes weiterschenken.

Diakon Franz Hofmarcher