Gemeinsam sind wir Kirche

Predigtarchiv

Predigt vom 10. August

Liebe Gläubige!

Ich wähle diese Begrüßung heute sehr bewusst, denn heute möchte ich mich ganz explizit mit dem Glauben auseinandersetzen. Und zwar aufgrund der starken Aussagen aus dem Hebräerbrief des Apostels Paulus über den Glauben unserer biblischen Vorbilder wie beispielsweise Abraham.

Und gleich der erste Satz des Briefes lässt einen interessierten Zuhörer aufhorchen, wenn es da heißt: „Schwestern und Brüder! Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“ Ich wiederhole: „Glaube ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man – ich würde gern einfügen - noch nicht sieht.“

Also der Glaube ist notwendig, dass tatsächlich eintritt, was man sich erhofft. Von dieser Überlegung ausgehend möchte vorerst einmal gar nicht den religiösen Glauben betrachten, so wie wir ihn in der Kirche verstehen, sondern einfach den – wie ich es bezeichnen würde – Alltagsglauben.

Denn ohne Glauben könnten wir nicht leben, wir könnten gar nichts zustande bringen. Der Glaube ist die Grundlage allen Handelns, der Glaube ist sozusagen das Standgas unserer Lebensfahrt.

Wenn Sie am Morgen aufstehen, dann glauben sie doch, dass der Tag gelingen wird, obwohl sie nicht im Detail wissen, was auf sie zukommen wird. Wenn sie etwas im Garten anpflanzen, glauben sie daran, dass es auch wächst, sonst würden sie ja gar nicht beginnen zu pflanzen.

Sie nehmen Medikamente, weil sie glauben, dass sie ihnen helfen, ohne eine Garantie zu haben. Wenn sie vor einer beruflichen Aufgabe stehen, dann glauben sie doch, dass sie sie erfolgreich bewältigen können, sonst würden sie sich ja gar nicht drüber trauen.

Wenn sie mit einem geliebten Menschen eine Lebenspartnerschaft, eine Ehe eingehen, dann glauben sie doch, dass es eine gelingende Beziehung wird, die ihnen guttut, ohne zu wissen, was über die Jahre alles passieren wird. … andere Beispiele, z. B. Chor… (Scheitern inbegriffen!)

Also ohne Glauben geht im Leben gar nichts. Der Glaube ist das Standgas unseres Lebens. Wenn aus irgendwelchen Gründen, sei es aufgrund von Krankheiten, Depressionen, Schicksalsschlägen das Standgas Glaube zu niedrig eingestellt ist oder gar fehlt, dann haben wir ein Antriebsproblem im Leben. Wir können unsere Aufgaben, unsere Vorhaben nicht bewältigen, weil die Zuversicht fehlt, dass etwas gelingt.

Die Zwillingsschwester des Glaubens ist die Hoffnung: Paulus sagt es ja so schön: Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Glauben heißt hoffen auf etwas, das wir noch nicht kennen, dass aber tatsächlich geschehen soll.

Ein gesunder Glaube ist also immer in die Zukunft gerichtet. Und wenn ich Ziele auf meiner Lebensfahrt erreichen will, dann muss ich aus dem Standgas heraus Gas geben.

Aber ohne Treibstoff gibt es weder ein Standgas noch kann ich mich in Bewegung setzen. Welchen Treibstoff verwenden wir für unser Leben, und welches Lebensziel? Meine Überzeugung dazu: Der beste Treibstoff unseres Lebens, der Treibstoff für einen gesunden Glauben ist die Liebe, also Gott selbst.

Die Liebe ist jener Treibstoff des Glaubens, der keinerlei Umweltverschmutzung hinterlässt. Aus der Liebe heraus lässt es sich leichter an das Gute, an das zukünftig Gelingende glauben. Das ist so wichtig für eine Welt, in der scheinbar der Glaube an Vernichtung, der Glaube an Machtgewinn, der Glaube an Besitztum, der Glaube an den eigenen Vorteil zum Schaden anderer überhand zu nehmen scheint.

Man kann leider aus dem Standgas auch retour fahren. Damit ist gemeint, dass man auch einen verbissenen Glauben haben kann, z. B. den Glauben an die Schlechtigkeit der anderen Menschen, daran, dass irgendwelche bösen Mächte auf dieser Welt alles zerstören wollen, bis zu dem fragwürdigen Glauben, dass Gott ein Gott ist, der als Strafe Naturkatastrophen oder persönliche Schickalsschläge hervorruft.

Dieser Art von Glauben – ich würde ihn als Angstglauben bezeichnen – fehlt etwas Grundlegendes, das man als Mutter des Glaubens bezeichnen könnte:

Das Vertrauen! Das Vertrauen, dass etwas ganz gut wird, das Gottvertrauen.

Ich kann nicht an etwas Positives glauben, wenn ich nicht darauf vertraue, dass es eintreten wird. Wir könnten also auch umformulieren und sagen: Vertrauen ist die Grundlage dessen, woran man glaubt, ein Zutage treten von Tatsachen über die man sich drüber getraut hat.

Aus all diesen Überlegungen heraus lässt es sich viel zuversichtlicher und einleuchtender an die zentrale Glaubensfrage unserer Religion herangehen: Den Glauben an die Auferstehung und ein glückliches Leben in der Liebe Gottes. Wir wissen nichts über dieses Leben nach dem Tod. Aber wir glauben an eine Tatsache, die man nicht sieht, wie Paulus formuliert.

Und er beschreibt in seinem Brief an die Hebräer in weiterer Folge sehr schön, dass wir nur Fremde und Gäste auf Erden sind, die auf der Suche nach einer besseren Heimat sind, die wir noch nicht kennen.

Unser ultimativer Glaube an ein ewiges Glück kann also nicht an Erdendingen hängen.

Aber wie schon zu Beginn erwähnt, ist es höchst sinnvoll, den Auferstehungsglauben durch viele Beispiele des Alltagsglaubens bewusst zu üben, zu trainieren, damit uns der Glaube an ein Leben nach diesem Erdendasein leichter von der Hand geht.

Für dieses unser Erdenleben gilt, dass wir lernen, im Sinne Jesu aus dem Glauben heraus zu handeln, also mit dem Treibstoff Liebe aus dem Standgas heraus Gas geben.

Zitat Markus Schlagnitweit:
„Glaube ist kein Lippenbekenntnis zu bestimmten Lehren und Ansichten über die Welt. Glaube ist vielmehr eine Praxis, ein Verhalten und Handeln aus einer Grundhaltung, die sich aus Hoffnung speist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“

Amen.

Diakon Franz Hofmarcher

Predigt vom 3. August

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Die Geschichte vom reichen Bauern kommt mir immer etwas unwahrscheinlich vor – Lebensmittel halten ja nicht ewig, bzw. so ewig, wie dieser Bauer tut. Ich hole diese Geschichte in die Gegenwart:
Ein Mann hatte einen Terminkalender. Hier trug er viele Termine ein. Doch er spürte, dass sein Terminkalender zu klein war. Da kaufte er sich einen größeren Terminkalender. Hier hatte er mehr Platz für noch mehr Termine. Weil er so viele Termine hatte, war er bei vielen seiner Mitmenschen sehr beliebt. Er wurde in viele Ausschüsse gewählt. Doch eines Tages sprach Gott zu ihm: „Du Narr, heute stehst du auf meinem Terminkalender!“

Auf einmal bekommt das Gleichnis Jesu vom Evangelium eine ganz neue Aktualität. Der Mann führt ein Leben auf der Überholspur. Immer höher, immer weiter, immer mehr, immer besser, war sein Lebensmotto. Das ist auch bei vielen Mitmenschen und – mal ganz ehrlich – bei vielen von uns selbst genauso. Wir wollen nichts verpassen, wollen besser dastehen als andere, wir wollen das größere Haus besitzen, wir wollen das schnellere Auto fahren, beruflich wollen wir viel erreichen… Wenn nicht mehr, dann doch wenigstens genauso viel wie andere.

Auch in der Lesung geht es darum: Der Prophet Kohelet nennt alles, woran Menschen ihr Leben hängen „Windhauch“. Und eigentlich hat er recht. Denn alles kann schnell vorbei sein. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Wir alle haben schon einmal miterlebt, wie schnell ein Leben zu Ende gehen kann, wie unerwartet ein Mensch uns verlässt oder eine Krankheit alle Pläne über den Haufen wirft oder zunichte macht. Alles ist Geschenk, nichts ist selbstverständlich.

Ganz am Ende des Evangelium redet Jesus von Schätzen, von reich sein bei Gott.
Das hat mich zum Nachdenken gebracht: Welche Schätze habe ich im Leben? Was oder auch wen nenne ich „Schatz“?

Wie wir das Haus meines Vaters ausgeräumt haben, sind wir auf seine Schätze gestoßen: Liebesbriefe meiner Eltern, eine Geburtstagskarte, die ich ihm vor 40 Jahren geschrieben habe, Bilder von unserer Familie. Ich habe gemerkt: das alles sind Erinnerungen an die Liebe, die Gemeinschaft, die uns geschenkt ist in unserer Familie. Dafür bin ich dankbar!

Ein anderer Schatz: Ich bin unheimlich gerne in der Natur. Ich rede gerne von „Schätzen der Natur“ und ich glaube, Gott hat die Welt geschaffen, damit ich mich an ihr freuen kann. Es gibt überhaupt so viele Dinge, über die ich mich freuen kann:
Zeit mit meinen Freunden und Freundinnen, Neffen und Nichten und Geschwistern verbringen
Ich bin gesund und kann Sport machen
Austausch und spirituell auftanken in der kfb
So viele Schätze, über die ich mich freuen kann und wofür ich dankbar bin.
Und niemand anderes freut sich mehr als Gott, wenn wir uns freuen.

Das sind die Schätze, von denen Jesus redet: Es ist Gottes Liebe und Freude! Gottes Liebe zu uns, unsere Liebe zu Gott und zu anderen Menschen. Mit Gott bekommt alles, was unser Leben erfreut, den richtigen Platz. Wenn wir in unserem Leben auf Gottes Liebe bauen, ist das nicht Windhauch. Das ist unser wahrer Schatz und Reichtum. Ein riesengroßes Geschenk! Ein Geschenk, das mich dankbar werden lässt.

Amen.

Monika Liedler

Predigt vom 27. Juli

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

ich möchte heute 3 Themen miteinander verbinden unter dem Thema:
tragen, weitertragen, getragen werden.

Christophorus - der Christusträger
anlässlich des Welttages der Senioren & Großeltern, die uns mit ihrem Gebet tragen
& das heutige Evangelium - wo das Gebet des Vater unsers uns trägt.

Gedenktages des Christophorus - Patron der Reisenden.
Ein Mann, der bereit war, andere über schwierige Wege zu tragen.
Der Legende nach trug er ein Kind durch einen Fluss, das immer schwerer wurde. Am Ufer sagte das Kind: „Du hast Christus getragen.“

Auch das Gebet kann uns durch schwere Zeiten tragen,
besonders das „Vater unser“, das wir heute im Evangelium hören.
Beide Bilder begleiten uns heute: Christophorus - der Christusträger - und das Vaterunser, das uns mit Gott verbindet.

Heute ist auch Welttag der Großeltern und Senioren.
Gerade ihr seid für viele Christus-Träger - durch eure Geduld, euer Gebet, eure Erfahrung. Ihr tragt mit euren Gebeten um eure Familie und Liebsten und die Sorgen, Nöten und Ängste vieles mit - oft leise und beständig.
wir dürfen uns durch euer Gebet getragen fühlen.

Im ersten Teil des Evangeliums lehrt Jesus uns das Vaterunser.
Kaum ein Text des Neuen Testaments ist uns so vertraut.
Ich vergleiche das Gebet gern mit einem Weg. Es gibt das Sprichwort: „Alle Wege führen nach Rom“ - wir dürfen sagen: „Alle Wege führen zu Gott.“
Es gibt viele Arten zu beten: laut oder leise, mit Worten oder in Stille, allein oder gemeinsam, als Lob, Bitte, Dank oder Klage.
Manchmal gehen wir gezielt auf Gott zu, manchmal verirren wir uns.
Doch Gott verliert uns nicht.
Er steht uns zur Verfügung - immer und überall.

Gerade das Vater Unser, kennt jede/r erwachsene Christ/in denk ich auswendig. Es läuft oft automatisch, selbstverständlich, ohne viel Nachdenken zu müssen. Und trotzdem trägt es uns.

Ich möchte meine persönliche Erfahrungen mit dem Vaterunser mit euch teilen:

1. Der Unfall meines Vaters:
Als ich ein Kind war, hatte mein Vater einen schweren Unfall. Die Diagnose war unklar.
Meine Mutter und ich kamen nach Hause mit der Nachricht: „Wir müssen abwarten.“
Verwandte und Nachbarn kamen zusammen. Mein Onkel begann, das Vaterunser zu beten.
Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr hilflos - sondern getragen.

Jesus lehrt uns nicht nur, was wir beten sollen - sondern auch wie: mit Vertrauen. Wie ein Kind, das weiß: „Meine Eltern hören mich.“

Gerade hier in Purgstall habt ihr eine schöne Tradition:
das Vaterunser mit offenen Händen zu beten.
Für mich ist das ein Zeichen: Ich öffne Gott meine Hände - und bin bereit, selbst etwas beizutragen zu einem friedlichen Leben.
Vielleicht möchten heute auch jene, die sonst die Hände geschlossen halten, das Vaterunser einmal mit dieser Geste beten - als Zeichen der Offenheit. Lasst euch das Gebet in die offenen Hände fallen.

Großeltern sind oft die, die das Gebet weitergeben - durch das Segenskreuz mit Weihwasser oder dem Gebet vor dem Essen.
Viele pflegen das Mittagsgebet noch. In einigen Häusern wird es vermutlich Überwindung kosten, es in der Runde zu beginnen: „Lass uns beten.“

Ich lade euch ein:
Betet heute zu Mittag ganz bewusst - vielleicht ein Vaterunser.
Allein oder gemeinsam.

Denn das Gebet ist ein Schatz unseres Glaubens.
Das Vater unser verbindet uns und es trägt es.

Amen.

Pastoralassistentin Doris Sturmer
Online auf Youtube

Predigt vom 13. Juli

Geschätzte versammelte Gottesdienstgemeinschaft!

Es ist schon oft interessant, in welche Richtung sich ein Gespräch entwickeln kann.
Wir erleben das immer wieder, wie sich ein lockeres Gespräch – „smalltalk“ wie wir auf Neudeutsch sagen würden, in eine ernste, tiefgehende, oft auch persönliche Richtung entwickelt.
Ich erlebe das des Öfteren speziell auch bei Taufgesprächen, wo sich beim Vorbereiten der Tauffeier plötzlich Glaubens- und Lebensthemen auftun und viele Fragen über Gott und die Welt von einem eher oberflächlichen Ausmachen in eine Tiefe führen.
Auf der anderen Seite freuen wir uns oft auf ein gutes Gespräch, aber irgend Etwas oder irgend Jemand stört, so dass wir nicht so richtig in die Tiefe kommen.

Einen Dialog mit Wendungen erleben wir auch heute im Evangelium. Ein Gesetzeslehrer, also ein kundiger und gelehrter Theologe möchte überprüfen, wie weit sich Jesus auskennt mit all den Vorschriften und Vorgaben des jüdischen Glaubens. Wie bibelfest glaubenstreu ist dieser Prediger Jesus?
Er will ihn auf die Probe stellen, heißt es.
Er tut das mit einer ganz gewichtigen Frage: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“
Eigentlich ist es die Kernfrage jeder Religion: Wie komme ich in den Himmel, das Nirvana, das Paradies – wie immer die einzelnen Religionen das bezeichnen.
Es ist die große Frage des Woher und Wohin, die sich auch alle Menschen stellen, die an ein Dasein, ein Leben nach dem Tod glauben.
Also dieser Gesetzeslehrer geht mit seiner Frage aufs Ganze, ganz tief hinein.

Aber Jesus antwortet mit einer Gegenfrage: „Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?“
Damit hebt Jesus das Gespräch nicht nur auf eine andere Ebene, er lenkt es auch in eine andere Richtung. Plötzlich ist es nicht mehr Jesus, der geprüft wird, jetzt ist es der Lehrer, der Rede und Antwort geben muss.
Bibelfest wie er ist, tut das mit zwei Zitaten aus der Tora. Zunächst ein Zitat aus den ersten Kapiteln des Buches Deuteronomium, was so viel heißt wie „das zweite Gesetz“ - aus diesem Buch haben wir heute auch die Lesung gehört, und selten passen Evangelium und Lesung so gut zusammen wie heute.
„Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und ganzer Kraft.“ Und er fügt ein Zitat aus dem Buch Levitikus hinzu, jenem Buch, das ganz viele Anweisung für die Priester und Leviten, also das „Kultpersonal“ enthält.
„Und deinen Nächsten sollst du lieben, wie dich selbst.“

So weit so gut. Jesus und der Gesetzeslehrer stimmen überein. Damit könnte das Gespräch beendet sein, die Grundhaltungen sind klar.
Aber in dem Gesetzeslehrer lässt nicht locker. „Und wer ist mein Nächster?“ fragt er ihn.
Und mit dieser Frage erreicht das Gespräch noch einmal eine andere Ebene, plötzlich geht es um die Konkretisierung dieser Satzungen, dieser Glaubensweisheiten im Leben.
Ich möchte dem Gesetzeslehrer nichts unterstellen, aber ich vermute, dass er dabei wieder eine Bestätigung einholen möchte, dass er und alle gesetzestreuen Juden – also die Elite – das Privileg haben „Nächste“ genannt zu werden und damit alleinig, exklusiv für die Liebe, auch für die Liebe Gottes nominiert zu sein.

Die Antwort Jesu überrascht und provoziert und weitet jede Verengung die die Buchstaben des Gesetzes hervorrufen können.
Am Ende dieses wunderbaren Gleichnisses ist es ein Samariter, der sich als Nächster herausgestellt hat. Ausgerechnet einen von den Juden so verhassten Samariter stellt Jesus als barmherzig, und damit als den Willen Gottes tuend hin.
Der Priester und der Levit, die hier nicht zufällig erwähnt werden, sind nicht einfach schlechte Menschen. Sie befolgen nur strikt die Reinheitsgebote – übrigens auch aus dem Buch Levitikus – nach denen sie Tote, und damit auch Sterbende nicht berühren dürfen um nicht unrein zu werden. Eigentlich machen sie alles richtig, und trotzdem spüren wir sofort: Irgendwie machen sie einfach das Falsche.

„Das Wort (Gottes) ist ganz nah bei dir, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen.“ So hat es in der Lesung geheißen.
Wenn Gottes Wesen unser Herz erreicht, wenn Gottes Wort sich seinen Weg über unsere Ohren nicht nur in unser Hirn findet, sondern einschreibt in unser Herz, dann zeigt das Wirkung, dann hat das Auswirkung im konkreten Tun, egal wer oder was wir sind.
Barmherzige Menschen – ein Segen!
Möge uns viel von dieser Barmherzigkeit gelingen – zum Segen für die Menschen.
Amen.

Diakon Peter Leichtfried

Predigt vom 22. Juni

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn

Im heutigen Evangelium hören wir zwei Fragen, die Jesus seinen Jüngern stellt:
  1. „Für wen halten mich die Leute?“
    - Die Jünger antworten: Für Johannes den Täufer, für Elija oder für einen der alten Propheten.
  2. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
    - Petrus antwortet: „Für den Christus Gottes.“
Was würden wir antworten?
  • Wer ist Jesus für mich - für uns?
  • Welche Erwartungen habe ich an ihn?
Petrus sagt klar: „Du bist der Christus Gottes, der Messias.“

Doch anstatt diese Antwort zu feiern, legt Jesus den Jüngern Schweigen auf.

Wie bitte? Schweigegebot?

„Doch er befahl ihnen, es niemandem zu sagen …“

Sag es niemandem weiter! - Psst, sog's owa neamtn!
Das klingt nach einem Geheimnis.
In der Theologie spricht man vom Messiasgeheimnis.
Dieses Schweigegebot taucht in der Bibel mehrfach auf. Aber warum?

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze.
Einen möchte ich heute hervorheben:

Schweigen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Zur Zeit Jesu verstanden viele unter dem Begriff Messias eine Rettergestalt, einen politischen Befreier, einen Kämpfer gegen die römische Fremdherrschaft.

Doch Jesus war anders:
  • dienender Retter,
  • gewaltloser Friedensbringer,
  • barmherziger Versöhner.
Er wollte mit dem Schweigegebot verhindern, dass sein Auftrag als Menschensohn falsch verstanden wird.
Er wollte falsche Erwartungen vermeiden – Erwartungen, die seinem Weg der Liebe, des Dienens und Leidens widersprachen.

Ich lade euch ein in Stille sich selbst zu fragen:
  • Wer ist Jesus für mich?
  • Was ist mir an Jesus so wichtig, dass ich es gerne zeigen oder weitergeben möchte?
  • Wie wird mein Glaube in meinem Alltag sichtbar, so dass andere an mir erkennen, dass ich Kraft, Hoffnung und Liebe durch meinen Glauben an Jesus schöpfe?
Was bedeutet das Evangelium heute für uns?
Ich glaube, es lädt uns ein, achtsam mit unserem Glauben umzugehen.
Wir sollen ihn niemandem vorschnell überstülpen – denn jeder Mensch hat seine eigenen Erfahrungen mit dem Glauben gemacht.
Wir müssen nicht laut oder aufdringlich sein.
Es genügt, wenn wir ehrlich zeigen, was uns im Leben trägt.

Ein Satz, der oft Franz von Assisi zugeschrieben wird, bringt das gut auf den Punkt:
„Verkündet das Evangelium -
und wenn nötig, benutzt Worte.“


Das heißt:
Unser Auftrag / unsere Mission als Christen heißt NICHT NUR nur von Jesus REDEN,
sondern:
Ich versuche mein Leben nach Jesus auszurichten,
und vielleicht fragen mich andere:

„Wer ist Jesus für dich?“
„Für wen haltest du Jesus?“


Amen.

Pastoralassistentin Doris Sturmer

Predigt vom 1. Juni

Liebe Gottesdienstgemeinschaft!

Aus den vielen Überlegungen, die zu beiden Bibelstellen möglich wären, widme ich mich heute einem Wort, das wir oft in unseren Gottesdiensten verwenden und das heute im Evangelium explizit zwei Mal angesprochen wird. Ich meine das Wort Herrlichkeit. Jesus sagt in dem Johannesevangelium: „Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast“ und an einer anderen Stelle: „Und ich habe ihnen (gemeint sind wir Menschen) die Herrlichkeit gegeben, damit sie eins sind“.

Ohne lange nachzudenken, verstehen wir fast alle unter Herrlichkeit Großartigkeit, wunderbar Schönes, Außerordentliches, besonders in Verbindung mit der Herrlichkeit Gottes. Oder denken sie an ein herrliches Konzert, eine herrliche Naturlandschaft – all diese Bezeichnungen für etwas Hervorragendes sind uns geläufig. Trotzdem lohnt es sich, dem Wort auf mehrfache Weise nachzuspüren. Ich versuche das in drei Überlegungen:

1. Herrlichkeit war im Mittelalter in einigen Gebieten (zum Beispiel in den Niederlanden) eine Bezeichnung für eine Herrschaft, also für adeligen Besitz. So wie wir zum Beispiel die Herrschaft Purgstall als Besitzer von Landgütern, von Wald verstehen, so verwendete man den Begriff Herrlichkeit für Besitztum. Die sogenannte „Hohe Herrlichkeit“ war ein selbständiges Gebiet mit eigener Rechtsprechung.

Und in etwa so verwendet Jesus das Wort Herrlichkeit im heutigen Evangelium. Die Herrlichkeit Gottes besteht darin, dass alles – wirklich alles – ihm gehört, dass alles, was auf dieser Welt besteht und vergeht, von Gott kommt, dass Gott sich in allem in dieser Welt verwirklicht sehen möchte. Jesus selbst, aber auch wir alle, sind unmittelbarer Anteil an dieser Herrlichkeit Gottes. Und wie er es meint, hören wir aus dem Evangelium mit schönen, aber nicht ganz leicht verständlichen Worten: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du … sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“

Also: Ein ganz entscheidender Unterschied zwischen einer weltlichen Herrschaft, die oft auf Besitz, sachlichem Reichtum, politischer Macht aufgebaut ist, und der Herrlichkeit Gottes besteht nach Jesu Erklärungen darin, dass das Wesen der Macht Gottes die Liebe zwischen den Menschen ist.

Gottes Herrlichkeit bezieht sich also nicht auf das Äußerliche, sondern auf das Wesentliche und das ist die Liebe. Nichts ist herrlicher als die Liebe und die Einheit zwischen uns Menschen und nichts abscheulicher als Bösartigkeit, die weltliche Gier, die Vernichtung durch Gewalt und Krieg.

Wir können diesen gigantischen Unterschied zwischen den Herrschaftsansprüchen von mächtigen Menschen und der Herrlichkeit, die Gott meint, zurzeit leider auf offener Bühne beobachten. So wie Geld für die Machtansprüche von Menschen dient, so ist der Friede die Währung mit der in die Herrlichkeit Gottes eingezahlt wird.

Die Herrlichkeit Gottes ist also keine - von oben erzwungene - Machtdemonstration, sondern breitet sich durch schöpferisches Lieben unter den Menschen aus. Liebe – und Gott ist Liebe – lässt sich nicht mit Geld erwerben, sondern durch friedliches, liebendes aufeinander zugehen, aufeinander achtgeben.

Allen Menschen sei also ins Stammbuch geschrieben: Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt, Krieg, Erniedrigung, Eroberung, Tötung im Namen, im Reich, in der Herrlichkeit Gottes.

Der Theologe Henri Nouwen ruft uns mit folgenden Worten in die Pflicht: „In einer von Rivalität, Angst, Hass und Feindschaft gespaltenen Welt haben wir das Privileg und die Berufung, lebendige Zeichen seiner Liebe zu sein, die alle Spaltungen überbrücken und alle Wunden heilen kann.“ Deshalb beten und wünschen wir uns in unseren Gottesdiensten so oft den Frieden, weil es ohne Frieden keine Herrlichkeit Gottes gibt.

Ein zweiter Hinweis zur Herrlichkeit: So wie wir den Frieden in unseren Gottesdiensten öfter ansprechen, so verwenden wir auch das Wort Herrlichkeit einige Male. Wir sind uns gar nicht bewusst, wie oft wir diese Herrlichkeit, diese Herrschaft der Liebe Gottes in der Messe, in unseren Gebeten anrufen. Und ich glaube, wir sind uns nicht bewusst, dass dieses Anrufen, dieses Loben und Preisen ein Versprechen an Gott ist, sich für Liebe und Frieden einzusetzen, wie es Henry Nouwen einfordert. Beispiele aus unseren Messabläufen gefällig?

  • Jedes „Vater unser“ in der Messe beenden wir mit: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.“ Eine ganz starke Ansage im Sinne der heutigen Schriftstelle ist das - und wir schließen nicht umsonst den Friedensgruß gleich an.
  • Bis auf die Advent- und Fastenzeit singen wir das GLORIA: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade. Wir loben dich, wir preisen dich, wir beten dich an, wir rühmen dich und danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit.“ Wir bekennen also deutlich, dass nichts, gar nichts auf dieser Welt größer, wichtiger ist als die Liebe, die wir im Namen Gottes verschenken.
  • Gloria kann man auf Griechisch mit Doxa übersetzen: Unter Doxologie verstehen wir unter anderem ein ganz zentrales Gebet des Priesters in der Messfeier, das die Wandlung von Brot und Wein und damit die Wandlung unseres Wesens zu liebenden Menschen abschließt. Als Diakon darf ich den Kelch nehmen während der Priester die Schale mit den gewandelten Broten hält und betet: „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist Dir, Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes, alle Herrlichkeit und Ehre, jetzt und in Ewigkeit. Amen.“ Der Priester betet also für uns alle, dass wir durch Jesu` Beispiel erleben können, dass die Liebe, Gott selbst, in uns ist, dass seine Herrlichkeit uns erobert.
Das wäre ein schöner Schluss für meine Predigt. Aber mir drängt sich noch ein dritter Gedanke zur Herrlichkeit Gottes auf. Und er ist wichtig in unserer Zeit und für unser heutiges Denken.

Im Wort Herrlichkeit steckt natürlich das maskuline Wort Herr drinnen. Das ist historisch verständlich. Aber damit wird ganz unterschwellig immer und immer wieder die männliche Seite Gottes angesprochen, was aus meiner Sicht auch dazu geholfen hat, das Verständnis von der Macht Gottes zu verfälschen – als machtvollen Herrscher im weltlichen Sinn.

Nachdem ich davon überzeugt bin, dass die Liebe ein und dasselbe ist wie Gott, dass die Liebe die weibliche Seite Gottes ist, erlaube ich mir heute ganz bewusst auch von der Fraulichkeit Gottes zu sprechen.

In dieser Fraulichkeit Gottes tritt nämlich die schöpferische Liebe in den Vordergrund. Durch das Wort Fraulichkeit wird bewusster, dass Gott nicht nur einmal geboren wurde in Behlehem, sondern immer wieder geboren wird, wo einander Liebe geschenkt, Frieden gewährt wird. Gottes Fraulichkeit wird sichtbar, wenn wir aneinander glauben, aufeinander hoffen und miteinander in Liebe und Frieden verbunden sind.
Amen

Diakon Franz Hofmarcher

Predigt vom 29. Mai - Christi Himmelfahrt

Liebe Pfarrgemeinde,

Reden wir heute einmal über den Himmel. Was ist der Himmel? Ist es das Blaue über uns? Oder vielmehr das, was uns im Jenseits erwartet, wenn wir gut gelebt haben?

Im Englischen macht man vom Wort her einen Unterschied: Sky ist der Himmel, wo die Vögel und Flugzeuge fliegen und die Wolken ziehen. Heaven ist der Himmel im religiösen Sinn. Bei uns ist es das gleiche Wort – Himmel – und das führt oft zu Verwirrung.

Und scheinbar nicht erst bei uns – in der Lesung wird ähnliches auch über die Jünger erzählt. Nach der Himmelfahrt stehen sie unverwandt da und starren in den Himmel, in die Wolken. Sie brauchen erst eine Aufforderung, um ihren Blick zu senken: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ Das heißt: „Starrt nicht in die Wolken! Schaut auf den Boden, schaut wo ihr hintretet, schaut, wo sich das Leben abspielt!“ Denn wer dauernd in die Wolken starrt, kann ganz schnell auf die Nase fallen!

Ein Wissenschaftler definierte einmal den Himmel als alles das, was ab einem Millimeter über dem Boden beginnt und alles, was sich dort abspielt. So gesehen, meinte er, sind wir wohl alle bei einem Luftsprung schon im Himmel.
So gesehen leben wir schon im Himmel und haben so zu sagen die Erde unter den Füßen und den Kopf im Himmel.

Wir Menschen sollen eigentlich himmelsverbunden und erdverankert sein! Himmel und Erde gehören untrennbar zusammen. Himmel und Erde darf man aber nicht gegeneinander ausspielen oder nur einseitig betrachten. Es ist wichtig im Leben, beidem Platz und Raum zu geben. Wie oft richten wir unser Leben nur auf Geld aus. Wie wichtig sind Ausbildung, Haus, Auto, Urlaub, Fun und Action. Wer sich davon ganz gefangen nehmen lässt, gräbt sich in die Erde ein und verliert den Kontakt zum Himmel. Der Pendelschlag ins extreme Gegenteil wäre allerdings genau so einseitig. Es gibt Strömungen neuer Religiosität, die ganz in Gebet und Mystik aufgehen, wo das konkrete, praktische Christsein mitten im Leben keinen Platz mehr hat. Leben und Glaube gehören zusammen, so wie Himmel und Erde zusammen gehören.

Die Botschaft Jesu lautet nicht: „Blickt ständig nach oben, beschäftigt euch nur mit dem Himmel.“ Oder „Lebt euer Leben, genießt es, alles andere ist egal!“ Sondern sie lautet: „Geht hinaus in alle Welt, verkündet allen Menschen und Geschöpfen das Evangelium!“ Das heißt: „Steht mit beiden Beinen auf der Erde, hebt euren Kopf zum Himmel, blickt auch nach vorn und macht den Himmel auf Erden Wirklichkeit!“

Jetzt, hier im Leben soll der Himmel sichtbar werden, sollen Himmel und Erde sich berühren! Und wenn wir annehmen, dass Himmel all das ist, was ab einem Millimeter über dem Boden beginnt, dann lebt jeder von uns mit dem Kopf und den Händen bereits im Himmel. Und Himmel wird auf Erden erfahrbar.

Aber Himmel ist noch viel mehr! Himmel ist auch eine Beschreibung für Gott, für Gottes Nähe. Und durch sein Leben, Sterben und Auferstehen wollte uns Jesus diesen Himmel zeigen, er wollte uns zu Gott führen. Gott mitten im Leben sichtbar zu machen, das war, das ist sein Anliegen.

Durch Jesus, seine Botschaft, seine Auferstehung, berühren sich Himmel und Erde, himmelsverbunden und erdverankert. Wir können den Himmel, die Nähe Gottes spüren und erfahren - dann, wenn Menschen glauben und Liebe weitergeben. Jesus hat für uns gleichsam den Himmel geerdet und die Erde an den Himmel gekoppelt.

Für uns bedeutet dies, ausgehend vom Himmel, der 1 Millimeter über dem Boden beginnt, dass wir hier auf Erden schon den Himmel berühren können. Ihn berühren, wenn wir versuchen, unser Leben nach Gott auszurichten und dabei immer mit beiden Beinen auf der Erde und im Leben bleiben, himmelsverbunden und erdverankert. Dann wird es hier auf Erden himmlisch und mit einem Luftsprung sind wir schon im Himmel.

Monika Liedler

Predigt vom 18. Mai - Firmsendungsmesse

Liebe Firmlinge, Liebe Schwestern und Brüder!

Alle kennen wir diese Worte:
„Du bist mir wichtig!“ oder „Ich hab dich lieb!“?
Solche Worte machen etwas mit uns.
Sie tun gut. Sie geben Halt. Sie zeigen: Ich bin nicht egal.

Und genau das sagt Jesus heute im Evangelium.
Aber nicht nur zu seinen Freunden von damals – sondern zu uns allen, heute.
Er sagt: „Liebt einander – wie ich euch geliebt habe.“

Es sind aber nicht nur wohltuende Worte, die uns gut tun – sondern es ist ein Auftrag an uns.

Die 3 besonderen Worte „Ich liebe dich“, oft nur ganz besonderen Menschen vorbehalten, oft gehen wir mit dieser Liebe sehr sparsam um. Ja nicht zu viel Liebe zeigen, es macht uns verletzlich, es verwöhnt vlt. zu viel.

Und doch ist Lieben ein Auftrag, zu dem wir als Christen berufen sind. An dieser Liebe soll man uns Christen erkennen.

Lieben heißt nicht nur nett sein.
Es heißt auch:
  • nicht über andere lachen, wenn sie Fehler machen.
  • jemandem helfen, auch wenn man gerade keine Lust hat.
  • jemanden aushalten, den man gerade nervig findet.
Jesus zeigte uns eine bedingungslose Liebe.
Eine Liebe die keine Gegenleistung fordert.
Jesus, liebt uns so, wie wir sind.
Nicht weil wir besonders fromm sind, sondern weil wir ihm wichtig sind – genauso, wie wir sind.

Und diese Liebe sollen wir weitergeben. Bedingungslos und großzügig.

Es geht nicht darum als Christ, scheinheilig brav auswendig Gelerntes runter zu leiern oder am Sonntag brav in der Kirche zu sitzen. Sondern darum, wie wir mit anderen umgehen.
Ob in unserem Leben die Liebe spürbar ist.

Liebe Firmlinge,
ihr bereitet euch auf die Firmung vor.
Das ist mehr als ein Fest.
Es ist wie ein Startschuss:
Gott sagt ja zu dir. Und ihr sagt ja zu Ihm.
Ihr seid bereit, euch auf das Leben einzulassen und euch von der Liebe Gottes inspirieren sogar entfachen zu lassen. Euer Firmsymbol ist die „Flamme“ – von der Liebe Gottes entzündet, erwärmt.


Es geht nicht ums Perfektsein, sondern mit Herz zu leben.
Mit kleinen Taten. Mit echter Liebe.

„Nach dem, was wir heute gehört haben, dass Jesus uns zur gegenseitigen Liebe aufruft,
möchten die Firmlinge nun euch, liebe Pfarrgemeinde, um eine kleine Tat bitten:
Sie haben kleine Kärtchen auf Flammen mit einem Gebet vorbereitet, das sie gerne an euch weitergeben möchten.
Diese Kärtchen sind ein Zeichen ihrer Bitte, dass ihr für sie betet und sie auf ihrem Weg des Glaubens begleitet.
Wir laden euch ein, diese Flammen in Empfang zu nehmen und sie in eure Gebete einzuschließen.“

Das ist nicht nur nett und lieb. Das ist echt christlich.

Pastoralassistentin Doris Sturmer

Predigt vom 27. April

Liebe singfreudige Gottesdienstgemeinschaft!

Wir proben heute zwei neue Lieder ein. Einerseits das schon geübte, frische, poppige Lamm Gottes GL 715/4, andererseits das Lied Gotteslob 414 mit einem wunderschönen Text. Manche werden sich denken: „Oh, schon wieder neue Lieder“. Ich steh allerdings dazu, dass wir unseren Liedkanon in Sprache und Melodie erneuern.

Keiner spricht mehr im Alltag - sowohl inhaltlich als auch vom Ausdruck her - so wie vor 300, 400 Jahren, daher ist es meiner Meinung nach nur recht und billig, dass wir uns in unseren Liedern, die wir ja auch vor Gott darbringen, der Sprache und des Verständnisses von heute bedienen – durchaus neben der Pflege des alten Liedgutes.

Wenn ich an die – im Vergleich zu anderen Pfarren – relativ große Zahl jüngerer Mitfeiernder in unseren Gottesdiensten denke, gerade auch in den Ostertagen, so ordne ich einen kleinen Teil dieser Tatsache der Wahl zeitgemäßer Messlieder und Texte zu.

Die Teilnahme so unterschiedlicher Menschen an unserer Glaubens - und Feiergemeinde fällt nicht vom Himmel. Unser Glaube an Jesus Christus muss für heutige Menschen Relevanz haben, das heißt, sie müssen einen Sinn finden, an unserer Gemeindefeier und somit an dem großen Geschenk der Eucharistie teilzunehmen. Wir wollen ja gestärkt, ermutigt, neu fragend aus unserer Kirche hinausgehen.

Dazu braucht es auch Lieder und Texte, die das mitbewirken können. Bestätigt hat mich in diesem Punkt unser Bischof, der während der Begegnungstage ja einige Messen mit uns gefeiert hat und der sich neben einigem anderen Lob über unseren Feierritus mit den Worten: „Ihr singt so schöne, sinngebende Lieder – und so viele singen mit “, positiv zu unserer Musikgestaltung geäußert hat.

Ein gutes Beispiel für das, was ich meine, stellt auch das Lied 414 im Gotteslob dar – bitte aufschlagen:

Es beschäftigt sich genau mit der Frage, die das heutige Evangelium abhandelt, nämlich die Tatsache, wie wir Jesus, Gott wahrnehmen können. Herr, wie bist du bei uns zugegen – heißt es im Liedanfang.

Liedprobe – 1. Strophe!

Für die versammelten Jünger ist die Person Jesus Christus konkret zugegen, und mit seinem Friedenswunsch fühlen sie sich gesendet, das Reich Gottes in die Welt zu tragen.

Thomas, der nicht da ist, kann – wie wir in der Schrift hörten - diese Sendungsbotschaft, diese Jesusbegegnung nicht nachvollziehen, und holt jene tiefe persönliche Nähe zu Jesus in einer nächsten Begegnung nach. Und Jesus sagt ja zu ihm: Weil du mir begegnen konntest, glaubst du.

Es gibt Theologen, die meinen, der Evangelist Johannes richtet sich mit dieser Geschichte viele Jahrzehnte nach Jesu Tod genau an jene Menschen, die Jesus nicht mehr erleben konnten, er versucht zum Glauben zu motivieren, indem er Jesus sagen lässt: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“.

Und genau in der Situation sind auch wir in unserer Zeit, in unserer Feier.

Einerseits: Wir können Jesus nicht angreifen, ihm nicht persönlich begegnen. Andererseits sagen wir: Jesus, Gott ist da in unserer Mitte, jetzt und in vielen unserer Lebenslagen.

Ein Seher/eine Seherin muss nicht unbedingt etwas Materielles sehen, um etwas zu spüren, wahrzunehmen. Wir können Jesus spüren und wahrnehmen, wenn wir vertrauen, dass er in uns wohnt.

Wir begegnen Jesus in unseren Gedanken, so wie wir Menschen im Gedanken begegnen können!

Wir schöpfen Kraft, indem wir Jesus, Gott ganz bewusst in unserem Innersten definieren. Meister Eckhart erklärt das so: Gott ist mir näher als ich mir selber bin, mein Wesen hängt daran, dass Gott mir nahe und gegenwärtig ist.

Und als Muvo Chor haben wir Theresa von Avila am Karfreitag zitiert, indem wir sangen: Nichts soll dich ängstigen, nichts beunruhigen, Gott ist immer bei dir, Gott allein genügt.

Und unser Lied 414 greift genau diese Zuversicht auf, die Johannes mit der Geschichte von Thomas vermitteln will: Du musst Gott nicht sehen, damit du ihn siehst, du musst Gott nicht angreifen, damit du ihn spürst, du darfst dich ganz und gar in Gott geborgen fühlen, Jesu Auferstehung findet in dir und mit dir statt.

Trotzdem ist dieses Lied von Huub Oosterhuis nicht das Lied eines über alle Zweifel erhabenen, sondern eines Menschen, für den trotz oder gerade wegen seines Glaubens viele Fragen bleiben. Das Lied beginnt ja auch mit einer Frage!

Wir alle sind in unserem fragenden Glauben Thomas verwandt, wir alle sind in der Hoffnung, einmal voll Staunen dieses „Mein Herr und mein Gott“ aussprechen zu dürfen.

Bevor wir das Lied nun singen, lesen wir genießend den Liedtext gemeinsam.

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
und wie unsagbar nah bei uns.
Allzeit bist du um uns in Sorge,
in deiner Liebe birgst du uns.

Du bist nicht fern, denn die zu dir beten,
wissen, dass du uns nicht verlässt.
Du bist so menschlich in unsrer Mitte,
dass du wohl dieses Lied verstehst.

Du bist nicht sichtbar für unsre Augen,
und niemand hat dich je gesehn.
Wir aber ahnen dich und glauben,
dass du uns trägst, dass wir bestehn.

Du bist in allem ganz tief verborgen,
was lebt und sich entfalten kann.
Doch in den Menschen willst du wohnen,
mit ganzer Kraft uns zugetan.

Herr, unser Herr, wie bist du zugegen,
wo nur auf Erden Menschen sind.
Bleib gnädig so um uns in Sorge,
bis wir in dir vollkommen sind.

Diakon Franz Hofmarcher