Liebe Gottesdienstgemeinschaft!
Bei einer Generalaudienz vor kurzem hat Papst Franziskus über die Prediger gesprochen – und das vor zehntausenden Gläubigen, darunter auch mehrere Hundert Priester und Bischöfe.
Der Papst sagte: Geistliche sollten ihre Predigten verständlich, ansprechend und kurz halten. Eine gute Predigt, so der Papst abweichend von seinem Manuskript, müsse drei Ebenen ansprechen: das Denken, das Herz und das Handeln der Menschen.
Ich formuliere es gerne so: die drei „H“ sind wichtig, nämlich Hirn, Herz und Hand.
Weiter der Papst: Eine Predigt dürfe nicht länger als acht Minuten dauern. Das sagte er mit Blick auf jene Priester, die oft viel zu viel reden, ohne dass man versteht, wovon sie sprechen.
Damit hat der Papst also uns Predigern wieder einiges ins Stammbuch geschrieben.
Weiter betonte der Papst, dass, ungeachtet der vielen anderen Möglichkeiten, in der Bibel zu lesen, die gemeinsame Schriftlesung im Gottesdienst – also jetzt gerade, wenn wir Lesung und Evangelium hören – die geistliche Bibellektüre par excellence sei.
Die Predigt müsse helfen, das Wort Gottes in das Buch des Lebens zu übertragen.
Der Papst erinnerte daran, dass die gesamte Heilige Schrift von Gott inspiriert sei. Derselbe Heilige Geist, der die Bibel inspiriert habe, sorge auch dafür, dass die heiligen Schriften heute noch lebendig, aktiv und inspirierend seien. Er lud die Gläubigen dazu ein, sich von einzelnen Bibeltexten anregen und innerlich bewegen zu lassen.
Was der Papst hier meint, das konnte Jesus perfekt!
Jesus sprach zu den Leuten ganz viel in Gleichnissen, in Bildern aus ihrer Erfahrungswelt, aus dem Landleben, aus dem Bauernleben. Die Leute konnten ihn so gut verstehen und merkten sich seine Bilder und Geschichten.
Heute sagt Jesus im Evangelium, das wir ja gerade gehört haben: Wie kann man das Reich Gottes verstehen, das Gute, die Liebe, den Glauben?
Das Reich Gottes ist wie ein Mann, der Samen auf seinen Acker säte.
Dann geht er schlafen und steht am Morgen wieder auf und die Saat ist gewachsen, ohne sein Zutun.
Oder wie ist das Reich Gottes? Wie ist das Gute, der Glaube, die Liebe? Das ist wie ein Senfkorn: das ist so klein, kann leicht übersehen werden. Aber wenn es gesät wird, dann kann es wachsen und wird groß wie ein Baum, in dem die Vögel des Himmels nisten können.
Was ist die Botschaft dieser Stelle? Ich erwähne heute nur einen Aspekt, der mir beim Vorbereiten wichtig geworden ist.
Das Reich Gottes, die Liebe, das Gute wächst unter uns, weil Gott das Wachstum schenkt. Wir können und brauchen nicht alles selber tun.
Ja, wir können den Glauben, das Reich Gottes gar nicht machen und organisieren.
Das empfinde ich als große Entlastung! Wir glauben ja oft, wir müssen die Kirche machen, erneuern, wir brauchen bessere Strukturen und neue Konzepte, damit der Glaube nicht verschwindet.
Natürlich müssen wir das unsere beitragen, aber das Entscheidende, das Wachstum schenkt Gott.
Im Blick auf euch Eltern und Großeltern möchte ich hinzufügen: Ich weiß, dass viele von euch klagen und traurig sind, weil die Kinder nicht mehr regelmäßig zur Kirche gehen, weil ihnen Glaube und Religion gleichgültig geworden ist. Und dann kommt die Frage schnell: Was haben wir denn falsch gemacht oder übersehen?
Das heutige Gleichnis sagt: Auch wenn der Glaube an Gott in manchen Menschen wie ein kleines Senfkorn ist, das man schnell übersehen kann, es kann wachsen und groß werden.
Aber das können wir nicht machen. Der Herr des Glaubens ist Gott, das gibt Ruhe und Gelassenheit.
Wir machen ja oft die Erfahrung, dass Menschen zum Glauben finden, ohne dass wir Großartiges getan hätten. Es ist Gottes Geheimnis, wie er den Glauben in einem Menschen entfachen kann. Das entlastet uns unheimlich davon, den Glauben, das Gute, die Kirche machen zu müssen.
Kirche und Glaube kann man nicht machen. Reich Gottes und Liebe kann man nicht kaufen, organisieren oder managen.
Glaube, Reich Gottes, die Liebe bleiben Geschenke des Himmels für uns Menschen. Gott schenke uns den Glauben, der das Leben verändert.
Amen!
Pfarrer Franz Kronister