Gemeinsam sind wir Kirche

Predigtarchiv

Predigt vom 9. November

Werte Gottesdienstgemeinschaft!

Der heutige Sonntag, der 9. November ist in vielen Belangen ein denkwürdiger Tag.
  • Es ist der Gedenktag an die Reichsprogromnacht 1938.
  • Es ist der Sonntag nach Allerheiligen – traditionell bei uns der Tag des Totengedenkens beim Kriegerdenkmal , am Ortsfriedhof und am Lagerfriedhof Schauboden, wozu der Kameradschaftsbund besonders einlädt.
  • Es ist der 32. Sonntag im Jahreskreis – also das Kirchenjahr neigt sich langsam dem Ende zu.
  • Es ist der 9. November, und damit der Festtag der Weihe der Lateranbasilika.
  • Und heuer neu: Es ist der Gedenktag der Alltagsheiligen.

Im November des Vorjahres hat Papst Franziskus angeregt, künftig am 9. November an „Heilige des Alltags“, an „Heilige von Nebenan“ zu denken. Heuer, am 9. November 2025 ist es also das erste Mal, dass diesem Wunsch nachgekommen wird, Papst Franziskus erlebt das ja leider nicht mehr.
Er wolle keinen neuen Gedenktag einführen - vielmehr will er wohl dem bestehenden Gedenktag der Weihe seiner Bischofskirche eine zusätzliche Deutung geben.

„Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises“ - so steht es auch auf der Fassade der Lateranbasilika: dieser Titel und der damit verbundene Anspruch hat an Bedeutung verloren, nicht nur bei uns, auch gesamtkirchlich.
Es geht Papst Franziskus wohl nicht um den zentralistischen Führungsanspruch Roms, es geht schon gar nicht um die zur-Schau-Stellung von Prunk und prachtvollen Kirchen, „es gehe vielmehr um jene Schätze des Christentums, die die Kirche immer schon reich gemacht haben“ - prachtvoller und größer als der schönste Kirchenbau: es geht „um die vielen lebendigen Steine, aus denen die Kirche besteht“.

Dieses Konzept der „Heiligkeit von nebenan“ beschäftigte Papst Franziskus schon lange. Bereits 2018 widmete er dem Thema „Heiligkeit in der Welt von heute“ ein eigenes 48-seitiges Schreiben: „Gaudete et exsultate“ – auf Deutsch: „Freut euch und jubelt“.
Darin richtet Franziskus den Blick nicht nur auf diejenigen, die formal selig- oder heiliggesprochen wurden:
Obwohl er sehr viele Menschen heiliggesprochen hat, lehnt Papst Franziskus grundsätzlich eine Überhöhung von Heiligen ab: "Nicht alles, was ein Heiliger sagt, ist dem Evangelium vollkommen treu, nicht alles, was er tut, ist authentisch oder perfekt." So Relativiert er jede Idealisierung.

Vielmehr lenkt er unseren Blick auf das, was wir selbst tun können, auf das, was wir Gutes im Leben möglich machen können. „Die Liebe leben, die Liebe Gottes durchscheinen lassen – dort wo wir leben“. Schreibt Papst Franziskus.
Als Kennzeichen eines heiligmäßigen Lebens formuliert Franziskus unter anderem Durchhaltevermögen, Freude, Sinn für Humor, Wagemut, Gemeinschaftssinn und Gebet. Heiligkeit sei damit "nichts anderes als in Fülle gelebte Liebe" (Nr. 21).

Dieser Heiligkeit im Alltag begegne ich Gott sei Dank immer wieder, bei so vielen Menschen.
  • Etwa bei Menschen, die verantwortungsvoll ihrem Beruf nachgehen,
  • bei Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen,
  • bei kranken und alten Menschen, bei denen ich Geduld und Hoffnung lernen kann,
  • bei Kindern und Jugendlichen, deren Begeisterung ansteckend sein kann,
  • bei Ärzten, Krankenschwestern und Rettungskräften,
  • bei Feuerwehrleuten, die alles liegen und stehen lassen, um Menschen in Not zu Hilfe zu eilen.
  • bei hilfreichen Nachbarn, die die Herausforderungen des täglichen Lebens lindern helfen
  • bei Menschen, die ihre Angehörigen pflegen,

In einem Gebet heißt es: „Gott, du hast uns verschiedene Gaben geschenkt. Keinem gabst du alles - und keinem nichts. Jedem gibst du einen Teil. Gib, dass wir einander dienen mit dem, was du einem jeden zum Nutzen aller gibst …“

Ein neuer Feiertag - eine neue Inspiration das Gute, das oft unscheinbare Heilige im Leben zu entdecken und zu würdigen.

Amen

Diakon Peter Leichtfried

Predigt vom 2. November - Allerseelen

Liebe Gottesdienstgemeinschaft, liebe Jugendliche

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“: Diesen so bekannten, so eingängigen Satz wird Jesus Christus vom Evangelisten Johannes in den Mund gelegt. Diese drei Worte: Weg, Wahrheit und Leben möchte ich ins Zentrum meiner Überlegungen stellen.

Zuerst: Ich bin der Weg. Jeder kennt Wege, wir gehen Wege (Wann seid ihr zuletzt einen Weg gegangen). Jeder Weg geht auf ein Ziel zu, das wir anstreben oder das wir einfach auf uns zukommen lassen, aber es gibt keinen Weg ohne Ziel. Oder doch? Wir alle kennen den paradoxen Spruch: Der Weg ist das Ziel. Indem ich auf einem Weg gehe, kommt mir ein Teil des Ziels nach dem anderen schrittweise entgegen. Wege bedeuten immer Bewegung. Ich muss mich bewegen, damit ich einen Weg gehen kann und damit ist mit jedem Schritt auch schon das Ziel erreicht.

Ich bin das Leben, sagt Jesus. Und damit hat er natürlich hundertprozentig recht, denn jeder der lebt, also, ich und du, du und du, wir können alle sagen: Ich bin das Leben, ich bin Leben. (Der schaut aus wie das pralle Leben...) Und Jesus hat ja unter uns gelebt.

Wir sprechen in unserer Religion also nicht von einem Gott, der irgendwo entfernt thront, sondern, dadurch dass wir Jesus kennen, von einem lebendigen Gott. Unser Gott hat gelebt und lebt weiter in allem und jedem, das lebendig ist. Jesus meint: Schaut mich an. Durch jedes Lebewesen wird Gott zur Tatsache, wird Gott in einzigartiger Weise zum Leben erweckt. Wir glauben, wenn Gott in Menschen einmal zum Leben erweckt ist, dann wird dieses Leben in Ewigkeit nicht mehr zu Ende gehen – auch nach dem Erdentod.

Ich bin Weg und Leben sagt also Jesus: Weg und Leben lassen sich großartig verbinden zum Lebensweg. Unser Lebensweg ist vergleichbar mit einem Gehen auf einem Weg. Nicht umsonst sind Pilgerwege zurzeit so populär.

Mit unserer Geburt beginnt unser Lebensweg, wie wenn wir uns auf den Weg machen um ein Ziel zu erreichen. Und wir wissen es: Wege bringen in der Regel alles hervor, was auch das Leben hervorbringt: Da gibt es anstrengende, mühsame Stellen, es begegnen einem wunderbar schöne Wegabschnitte, wir finden uns manchmal nicht zurecht, Wege sind verwachsen, wir stärken uns gegenseitig in unserer Weggemeinschaft, wir erleben überraschende Begegnungen, wir brauchen Pausen und Stärkung beim Gehen…usw.

All das kennen wir und all das passiert uns auch auf unserem Lebensweg. So sind unsere Lebenswege, manche einfacher, manche komplizierter.

Aber noch einmal zur Erinnerung. Unser Weg entsteht im Gehen und der Weg ist schon Teil des Zieles. Unser Leben ist schon Teil des Lebens bei Gott, mit Gott. Ich bin der Weg und das Leben meint der Menschen - und Gottessohn Jesus – und das Ziel würde ich gerne hinzufügen.

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Weg und Leben - ja. Aber „Ich bin die Wahrheit“ verstehe ich schon sehr viel schwerer. Was soll das heißen? Schon Pilatus fragt Jesus beim Verhör: Was ist Wahrheit?

In Zeiten wie diesen, wo von mächtigsten Politikern bis zu social media accounts Unwahrheiten, Fake News ungeniert verbreitet werden, ist diese Frage nur noch mehr berechtigt: „Jesus, was meinst du mit „ich bin die Wahrheit“?“ Und ich kann Euch sagen: Tausende Gelehrte – von der Antike bis heute - beschäftigten sich mit der Frage, wie Wahrheit zu verstehen ist und auch wie Jesus es meint, wenn er sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Für das Verständnis dieser Aussage verwende ich einen sprachlichen Trick, indem ich das Wort Wahrheit durch die Bezeichnung Orientierung ersetze. „Ich bin der Weg, die Orientierung und das Leben.“ Das passt nämlich wunderbar zum Weg bzw. zum Lebensweg:

Damit ich meinen Weg finde brauche ich Orientierungshilfen: Hinweise, Markierungen, Karten, Beschreibungen des Weges, Menschen, die ich um den Weg fragen kann. Es müssen Orientierungsgeber sein, auf die ich mich verlassen kann, die wahrhaftig sind, gerade auch dann, wenn die Gefahr droht, vom Weg abzukommen. Sie müssen wahr sein und nicht in die Irre führen.

Genau so würde ich Jesu Worte interpretieren: Sein Weg, sein Leben geben uns Orientierung, wie wir unseren Lebensweg gestalten können. Seine Worte, seine frohe Botschaft, vor allem sein Handeln sollten die Grundmarkierung für unseren Weg sein.

Allerdings braucht es noch andere Markierungshilfen für unseren Lebensweg. Vor allem wohlmeinende gute Menschen, die einem Wegweiser sein können: die Eltern, die Paten, Partner, Freunde, Verwandte, manchmal auch ganz fremde Menschen, die einem Orientierung geben und den Weg weisen können.

Menschen sind also auf dem Weg, suchen Orientierung und gleichzeitig können sie Wegweiser sein, anderen im Sinne Jesu Orientierung geben.

Das bringt mich abschließend dazu, Jesu Worte für unser Leben abzuwandeln

Ich gehe meinen Weg, ich halte mich an wahrhaftige Orientierungshilfen und das wird zu meinem Leben.

Ich bin auf dem Weg, ich bin Orientierungshilfe für andere und helfe dadurch anderen aufzuleben.

Ich bin mit Jesus auf dem Weg, er gibt mir Orientierung für mein Leben durch sein Leben.

Jesus ist mit mir auf allen - noch so schwierigen - Wegen, an seiner Liebe versuche ich mich zu orientieren, damit ich und viele, viele Menschen mit ihm in alle Ewigkeit glücklich leben.

Amen

Diakon Franz Hofmarcher

Predigt vom 26. Oktober

Werte Gottesdienstgemeinschaft!

Heute hören wir im Evangelium von zwei Welten:
Der Lebenswelt der Pharisäer und der Zöllner.

Auf der einen Seite steht der Pharisäers:
mit der Haltung:
ordentlich leben, Regeln einhalten, korrekt sein.
Das gibt Halt - dem Einzelnen und der Gesellschaft.
Aber es kann kippen:
Im Evangelium dankt der Pharisäer,
dass er nicht wie die anderen ist.
Also er wird massiv überheblich,

ein Denken von „wir sind besser als die anderen“.
Und irgendwann entsteht die Angst, Fehler könnten alles zerstören, und wir erniedrigen die anderen um selbst besser dazustehen.
Dieses sich selbst erhöhen und damit den anderen schlecht machen, kenne ich selbst von mir leider auch.

Auf der anderen Seite steht der Zöllner:
der sich seiner Schwächen bewusst ist, sich nicht mal seine Augen zum Himmel emporheben traut.

Auch das gibt es in uns:
Momente, wo wir lieber schweigen, uns ducken, uns zurückziehen, obwohl wir spüren, dass mehr Gerechtigkeit möglich wäre, dass Verantwortung gefragt ist.
Aber der Zöllner vertraut auf die Gnade: Es heißt „Gott, sei mir Sünder gnädig“
Gnädig sein = auf die Gnade vertrauen = die Gnade ist ein Geschenk Gottes,
das wir uns nicht „erarbeiten müssen“.

Heute, am Nationalfeiertag, können wir auf uns als Österreicherinnen und Österreicher schauen.
Wir feiern das Neutralitätsgesetz.
Auch wir leben zwischen diesen beiden Polen.
Manchmal stolz auf Frieden, Sicherheit und Ordnung,
manchmal vielleicht ein wenig selbstzufrieden.
Neutralität kann eine Stärke sein, wenn sie ein Raum des Dialogs wird,
um Brücken zu bauen, um Frieden zu ermöglichen.

Dann erheben wir - wie der Zöllner - den Kopf neu,
aber nicht im Stolz, sondern in Verantwortung.


Jesus sagt nicht: Werde Pharisäer oder Zöllner.
Er zeigt: Gerecht wird der, der ehrlich vor Gott steht.
Der weiß, was gut gelungen ist - und was nicht.
Der sich nicht selbst erhöht
aber sich auch nicht vor der Gerechtigkeit duckt,
sondern in Demut um Gnade bittet.

So können wir heute danken für das,
was unser Land stark macht:
Sicherheit, Freiheit, Zusammenhalt.
Aber wir dürfen auch demütig bleiben,
offen für Korrektur,
bereit, unsere Stärken für andere einzusetzen -
besonders für Frieden und Miteinander.


Denn wer sich nicht überhebt und sich nicht versteckt,
sondern aufrichtig hinschaut und handelt,
dem schenkt Gott Zukunft.

Amen

Pastoralassistentin Doris Sturmer

Predigt vom 12. Oktober

Liebe Gottesdienstgemeinschaft!

„Dein Glaube hat dich gerettet“ sagt Jesus im letzten Satz des gehörten Evangeliums zum Samariter, der als einziger von 10 Aussätzigen umgekehrt ist, um danken.

Also möchte ich heute der Serie von Predigten zum Thema Glauben einen dritten Teil hinzufügen: Wenn Sie sich vielleicht erinnern, habe ich in einer Predigt im August über den Hebräerbrief des Apostel Paulus den alltäglichen Glauben als Standgas des Lebens bezeichnet. Ich sprach darüber, dass wir ohne Glauben an etwas Gelingendes gar nicht leben könnten, dass es eine Zwillingsschwester des Glaubens gibt - die Hoffnung. Und dass ein positiver Glaube stets in die Zukunft gerichtet ist, weil er etwas erhofft, von dem wir uns wünschen, dass es eintritt. Auf dieser Hoffnung fußt auch der Glaube an unsere Auferstehung mit Jesus.

Letzte Woche - zum Erntedank - hat sich Pfarrer Franz nochmals intensiv mit dem Glauben auseinandergesetzt, indem er die Bitte der Jünger an Jesus „Herr, stärke unseren Glauben“ genauer betrachtete und letztlich zusammenfasste, was unseren Glauben stärken könnte, welchen Glauben wir in unserer katholischen Kirche bekennen. Er hat den Kern unseres Glaubens herausgeschält, dass hinter allem, was wir erleben ein liebender Schöpfergott steht, der seinen Liebeswillen durch das Handeln und Tun Jesu Christi vorgelebt hat und der in Form seines Geistes in jedem Menschen, jedem vernunftbegabten Wesen angelegt ist. In unserem katholischen Glauben ist die Rede von Gott nie abgehoben von den Erdendingen. Wir glauben, dass Gott fest verwoben ist mit allem liebenden Handeln, dass in unserer Welt geschieht.

Zu all dem gesagten passt die Geschichte des heutigen Evangeliums so enorm gut dazu, dass ich nochmals auf den Glauben zu sprechen komme. „Dein Glaube hat dich gerettet“ sagt Jesus also zu dem geheilten Aussätzigen, der so wie die 10 anderen ursprünglich sozial total ausgegrenzt war. Im Gegensatz zu den anderen neun, wendet sich der Samariter an Jesus und dankte ihm mit lauter Stimme, wie es im Text hieß.

Die entscheidende Haltung an dieser Stelle ist die Dankbarkeit mit der sich der Aussätzige bei Jesus einstellt. Aufgrund dieser tief verspürten Dankbarkeit erkennt Jesus den reifen Glauben dieses Menschen und kann ihm zusagen: „Dein Glaube hat dich gerettet“.

Damit bin ich beim Hauptsatz meiner heutigen Predigtgedanken:

Unsere Dankbarkeit lässt unseren Glauben erst richtig ausreifen. Dass passt ja so gut zur Zeit der Ernte, zur Zeit von Erntedank.

Unser Glaube entwickelt sich in unserer Lebensgeschichte vom Babyalter im einfachen Glauben, dass die Brust meiner Mutter mich bald wieder nährt, über den Kinderglauben, dass es Menschen um mich gibt, denen ich vertrauen = glauben kann, bis zum gereiften Glauben an ein liebendes Geheimnis (David Steindl Rast), den wir Gott nennen, der uns ein Leben lang und über den Tod hinaus sucht und immer wieder findet. Zu diesem wirklich reifen Glauben kommen wir am besten über die Dankbarkeit.

Ich meine jetzt nicht die Dankbarkeit als höfliche Verhaltensform. Das ist zwar auch gut, geht aber viel zu wenig in die Tiefe. Echte Dankbarkeit ist gar nicht so selbstverständlich und bedeutet ja letztlich einzugestehen, dass nicht alles an mir selbst liegt und in meiner Macht steht. Dass ich minütlich, stündlich, täglich auf so viele andere angewiesen bin. Dass für mich so viel geschehen muss, worauf ich gar keinen Einfluss habe. Bei Kleinkindern, älteren, gebrechlichen Menschen ist dieses Angewiesen sein wohl offensichtlich, aber selbst der Selfmademan und die Powerfrau sind vom Frühstück weg ununterbrochen darauf angewiesen, dass andere, sei es nun der Bauer, die Bäckerin, der Buslenker oder die Schneiderin des Gewandes für einen sorgen. Diese Art von echter Dankbarkeit lässt den Glauben eines Menschen erst ausreifen.

Menschen, die meinen, sie haben alles in der Hand, kommen gar nicht in den Genuss dieses reifenden Glaubens.

Meine Überzeugung: Wirklich gläubige Menschen sind dankbare Menschen, denn sie erkennen, dass die Liebe Gottes offenbar wird im Angewiesen sein auf so viele wohlwollende, liebende Mitmenschen, mit denen wir tagtäglich zu tun haben. (evt. Hinweis auf die Pfarre)

Ich kann zum Glück noch nicht aus eigener Erfahrung darüber reden, ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es in dieser Haltung der Dankbarkeit leichter wird, sich Gott als gereifter Mensch im Tod anzuvertrauen.

Aber schon jetzt hat die Haltung der Dankbarkeit einen Benefit auf dieser Erde: Wir können Freude über Geschenktes empfinden und mitunter ganz tief spüren.

Gläubige Menschen erkennt man daran, dass sie dankbar Freude empfinden können, in den großen aber auch in den kleinen Dingen - und oft sind es die kleinen Geschenke des Lebens, durch die man dankbare Haltung trainieren kann.

Apropos Training: Ohne Krafttraining keine Muskelstärkung - ohne Dankbarkeitstraining keine Glaubensstärkung. In diesem Sinn spreche ich eine Anregung aus: Vor dem Mittagessen ein kurzes Dankgebet, laut oder leise, und am Abend vor dem Einschlafen einen einzigen Grund finden, um heute Danke zu sagen.

Ich finde, das wär ein einfaches, aber umso wirksameres Trainingsprogramm um Stärke im Glauben zu gewinnen. Amen
Diakon Franz Hofmarcher

Predigt vom 28. September

Liebe Gottesdienstgemeinschaft!

Was glauben sie, welcher mächtige Weltpolitiker ist mir beim Lesen dieser Evangeliumsstelle vom Prasser sofort eingefallen? Natürlich der derzeitige amerikanische Präsident, der aus seinem Hang zu Reichtum und Macht kein Hehl macht, der sogar nicht zurückschreckt jede Menge Fake – News und Lügen zu verwenden, um Macht und Reichtum zu vermehren.

Seine Politik ist mitleidlos gegenüber den Ärmsten der Gesellschaft, gegenüber den Migrant*innen, den Sozialhilfeempfänger*innen, den Leidenden, den sogenannten Underdogs. (Das Wort passt zum Schicksal des Lazarus, denn der steht in der sozialen Rangfolge noch unter den Hunden). Der präsidentielle Prasser möchte mit den „Lazarussen“ der heutigen Welt nicht einmal anstreifen, geschweige denn sich mit ihnen auseinandersetzen.

Es steht mir nicht zu und ich werde jetzt nicht den Fehler machen darüber zu spekulieren, was Donald Trump nach seinem Tod erwarten könnte.

Mir geht es vielmehr darum, aufzuzeigen, dass dieses 2000 Jahre alte Gleichnis eine erschreckende Aktualität besitzt, dass das Thema der Gerechtigkeit zwischen arm und reich bzw. mächtig und ohnmächtig schon zu Jesu Zeiten virulent war und es bis heute in unverminderter Weise ist.

Ausgesprochen deutlich nimmt Jesus immer wieder Stellung zur herrschenden Ungerechtigkeit und bezieht dabei klare Positionen für einen Ausgleich zwischen Arm und Reich. Ich zitiere: „Sammelt keine Schätze für Euch selbst; Hütet Euch vor jeder Art der Habgier; Verkauft Eure Habe und gebt den Erlös den Armen; Ihr könnt nicht beiden dienen - Gott und dem Mammon - vorige Woche gehört - oder das bekannte: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Reich Gottes“.

Obwohl im Gleichnis der Dialog zwischen Abraham, in dessen Schoß Lazarus geborgen ist, und dem verstorbenen Prasser im Jenseits angesiedelt ist, weist Jesus klar auf das Diesseits - auf das Hier und Jetzt hin, denn das Reich Gottes ist nicht irgendwo angesiedelt, sondern im Hier und Jetzt. Und den tiefen, scheinbar unüberwindbaren Graben zwischen Arm und Reich gibt es im Hier und Jetzt.

Unser neuer Papst Leo ist in der Nachfolge Jesu in diesem Punkt ganz klar, wenn er in einem Interview im Zusammenhang mit dem Bestreben von Elon Musk, der erste Billionär der Welt sein zu wollen, beklagt, dass vor 60 Jahren die Vorstandsvorsitzenden von großen Firmen vielleicht vier- bis sechsmal mehr verdienten als ihre Arbeiter. Jetzt, nach den neuesten Zahlen, die er gesehen habe, seien es 600 mal mehr.

Und jetzt zitiere ich den Papst: „Das bedeutet, dass wir daran arbeiten müssen, das unannehmbare Missverhältnis zwischen dem immensen Reichtum, der sich in den Händen einiger weniger konzentriert, und den Armen der Welt zu überwinden. Dieses Ungleichgewicht führt zu Situationen anhaltender Ungerechtigkeit, die leicht zu Gewalt und früher oder später zur Tragödie des Krieges führen.“ sagte Leo XIV.

Angesichts der ungeheuerlichen Ungerechtigkeit müssen wir einfache Christen aufpassen, dass wir uns nicht selbst aus der Verantwortung stehlen, unseren Reichtum zu teilen, indem wir ein paar superreiche Sündenböcke voranstellen.

Wir hier in Österreich und wahrscheinlich der überwiegendste Teil unserer Feiergemeinschaft hier vor Ort sind weltweit gesehen auf der Seite der Reichen anzusiedeln. Ich nehme mich da selbst überhaupt nicht aus, obwohl ich wie viele andere Christen dort und da in kleinen Tranchen Ärmeren zu helfen versuche. Viele von uns jammern über Reichtumsverluste auf wirklich hohem Niveau. Grade vorgestern wurde eine Statistik vorgestellt, dass die Österreicher*innen, was privates Geldvermögen anlangt, an 17. Stelle aller Länder der Welt stehen.

Und auch unsere Kirche, unsere Kirchengemeinschaft ist mehr denn je angefragt, ihr noch immer ordentliches Vermögen zu teilen. Niemand ist von der Forderung Jesu, sein Reich der Gerechtigkeit schon auf dieser Welt aufzubauen, ausgenommen.

Jesus macht deutlich: Wir sind gefordert, Reichtum zu teilen. Ich glaube, diese Forderung meint zwar in erster Linie materiellen Reichtum, aber eben nicht nur, sondern auch jede andere Art von Reichtum, z. B. Reichtum an Naturschätzen, an Gedanken, an Kreativität, an Talent usw.

Nicht der Reichtum als solches ist das Problem. Im Gegenteil – wir sind ja von Gott vielfach und reich beschenkt!! Vielmehr ist es die rein eigennützige Verwendung, die für Jesus ein Ärgernis darstellt und die seine Sendung vom anbrechenden Reich Gottes auf dieser Erde nicht und nicht zur Geltung kommen lässt.

Zusammenfassend lese ich folgende Botschaft aus dieser Evangeliumsstelle heraus: Gott rettet die Leidenden in jedem Fall, jene aber, die erfolgreich sind, Talente haben, Reichtümer besitzen, die fordert er heraus, ihren Bonus hier und jetzt – auf dieser Welt – zu teilen.

Wenn es zu spät ist - und im Tod ist es definitiv zu spät, nützt Umkehr nichts mehr: Nämlich weder dem der die Hilfe benötigt noch dem der sie zu geben vermochte.

Ich finde, keine jenseitige, sondern eine extrem diesseitige, aktuelle Ansage.


Diakon Franz Hofmarcher

Predigt vom 21. September

Liebe Pfarrgemeinde,

Da haben wir wieder eine markante Feststellung als Botschaft im heutigen Evangelium: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon“!

Ja, wenn das so leicht auseinander zu halten wäre: wie diene ich Gott, wie dem Mammon?
Wie kann ich mich im Leben orientieren und das tun, was Gott will?
Wer von uns will denn das nicht, Gott dienen?

Mir hilft da das Bild von Seefahrern und dem Polarstern, von Seeleuten, die auf hoher See sind und Orientierung brauchen, um die richtige Route durch die Gefahren des Ozeans zu finden.
Unser Inneres braucht auch Navigationshilfen auf der Lebensfahrt zwischen Geburt und Sterben, zwischen dem Abstoßen vom Ufer bei unserer Geburt, hinaus auf die offene See - und dem Einfahren in den schützenden Hafen bei unserem Tod.

Unter den Lebensweisheiten, die aus der Erfahrung vieler Menschen gewonnen und weitergegeben wurden, sind es vor allem drei Grundweisheiten, drei Polarsterne, die als Navigationshilfe dienen können.
  1. Unsere Um-welt ist unsere Mit-welt, auch wir gehören zu ihr und können nur leben – und überleben -, wenn wir sie achten.
    Verlieren wir den Blick auf diesen Polarstern, verlieren wir nicht nur die Richtung, sondern können nur noch kentern!
    Es genügt deshalb nicht, dass wir uns für die Umwelt ein bisschen engagieren.
    Die Um-Welt muss zu unserer Mit-Welt werden.
    Erst diese Einstellung verhindert, dass wir die Lebensgrundlagen auf unserer Erde zerstören und sie während unserer kleinen Lebensspanne zwischen Geburt und Sterben denen wegnehmen, die nach uns auf derselben Erde leben werden.
    Ich weiß nicht, wie die Generationen nach uns einmal über unsere Zeit (20. / 21. Jahrhundert) reden werden, wenn sie überhaupt noch auf dem Planeten leben können: wir betreiben seit langem Raubbau an der Zukunft der Menschheit, weil wir den Polarstern Um-Welt / Mit-Welt zuwenig beachten.
    Der Schöpfungsmonat September, auch der Fahrradsonntag heute, soll uns an diesen Polarstern erinnern!
    Er ist entscheidend für unser Leben und Überleben!

  2. Die zweite Grundweisheit, der zweite Polarstern für unsere Lebensfahrt heißt: Jeder andere Mensch ist so viel wert wie ich selber!
    Aus dieser zweiten Grundweisheit entstand die „goldene Regel“ für das mitmenschliche Verhalten: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu“.
    Oder anders gesagt: „Behandle jeden anderen Menschen so, wie Du selber behandelt werden möchtest“.
    Nur weil sich bis heute so viele Menschen aller Weltanschauungen, Religionen und Kulturen an dieser Weisheit orientieren, ist die Menschheit noch nicht untergegangen. Dieser Polarstern gibt Orientierung für unser Zusammenleben.
    Wie schwer das in der Praxis zu leben ist, erleben wir ja auch in unserem Land!

  3. Die dritte Grundweisheit, der dritte Polarstern für unsere Lebensschifffahrt, hatte es immer schon am schwersten: „Halt geben kann immer nur das Letzte“!
    Denn auf seiner Fahrt durchs Leben sucht der Mensch lieber Halt an „Stars“ und „Sternchen“, die ihm greifbarer sind.
    Damit machen wir uns aber an „Vorletztem“ fest, das selbst ins Wanken gerät, wenn es stürmt und turbulent wird.
    Das Letzte und wirklich Tragende und Haltgebende kann nur die Realität sein, der wir alles verdanken, die wir mit Gott anreden und umschreiben.
    Um sie zu vernehmen, braucht es aber mehr Aufmerksamkeit als es im Dahinleben und bei Stammtisch-Diskussionen möglich ist.
    Es braucht das Hören auf das, was nur leise und wortlos, geduldig und nicht drängend von der tiefsten Stelle unseres Inneren in unser Bewusstsein aufsteigt.

Welcher Geist leitet mich? Welchem „Polarstern“ folge ich auf meiner Lebensfahrt? Wem diene ich?
So zu fragen und nie aufhören so zu fragen, ist höchst intelligent.
Kleinere Ansprüche sollten wir an unseren Lebensstil nicht stellen.
So werden wir auch herausfinden, was es im Konkreten heißt Gott zu dienen und nicht dem Mammon!

Amen.

Pfarrer Franz Kronister

Online auf Youtube

Predigt vom 14. September

Liebe Gottesdienstgemeinschaft,
liebe Schwestern und Brüder,

heute feiern wir das Fest der Kreuzerhöhung.
Wir blicken auf zum Kreuz - auf zu Jesus.
Das Kreuz ist Symbol für das Leiden, das Sterben, den Tod aber vor allem auch auf das ewige Leben, die Erlösung. Also für das Plus in unserem Leben.

Ich bitte sie Sie das Gotteslob 270 aufzuschlagen und mit mir die 1. Strophe zu beten.
„Kreuz, auf das ich schaue, steht als Zeichen da;
der, dem ich vertraue, ist in dir mir nah.“


Das Kreuz ist natürlich in der katholischen Kirche allgegenwärtig. Schauen wir uns einmal um, wo finden wir hier in der Kirche das Symbol des Kreuzes?
Das Kreuz findet man aber nicht nur in der Kirche, sondern auch außerhalb begegnet uns dieses Symbol immer wieder, als Anhänger bei der Halskette, am Berg als Gipfelkreuz. Es ist das Zeichen für unseren Glauben, auf das wir darauf vertrauen, das mit Jesus an unserer Seite das Leben besser gelinge.

In der Lesung haben wir von den Israeliten in der Wüste gehört.
Sie haben gemurrt, gejammert, gesuddert, die Geduld verloren.
Das hat sie nicht weitergebracht - so wie das Suddern uns heute auch nicht weiterbringt.
Im Text vom alten Testament heißt es: Erst der Blick auf die erhöhte Schlange hat ihnen Heilung und Orientierung geschenkt. Sie hatten noch kein Kreuz, es war die Zeit vor Jesus.
Im neuen Testament hören wir: „Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die glauben, in ihm das ewige Leben haben.“
Wir Christen glauben: Jesus Christus selbst ist dieser „Blick nach oben“.
Der Blick aufs Kreuz schenkt uns mehr Leben statt Enge.
Hoffnung statt Stillstand. Freiheit statt Lähmung.
Jesus befreite uns von vielen Denkmustern und Lastern, er ermutigte uns weiterzudenken.

Beten wir nun die 2. Strophe vom Gotteslob 270:
„Kreuz, zu dem ich fliehe aus der Dunkelheit;
statt der Angst und Mühe ist nun Hoffnungszeit.“


Diese zweite Strophe redet das Leben nicht schön.
Wir singen: „fliehen aus der Dunkelheit.“
Auch mit dem Glauben an den Auferstandenen erkennen wir die ganze Wirklichkeit: die Schmerzen, das Leid, die Ungerechtigkeit in dieser Welt.

Suddern bedeutet: jammern, ohne sich zu bewegen.
Klagen bedeutet: Leid ernst nehmen - und trotzdem Schritte nach vorne wagen.
Unser Glaube heißt nicht: alles schön reden.
Nein, wir blicken bewusst auch auf das Leid und übersehen es nicht.

Aber das Kreuz lässt uns nicht im Klagen stehen.
Es schenkt Kraft, weiterzudenken, weiterzugehen.
Nach jedem Karfreitag kommt Ostersonntag.

Das Kreuz ist nicht das Ende, sondern der Hinweis:
Mit Gott an unserer Seite brauchen wir keine Angst zu haben.
Wir sind frei, uns in Gottes Liebe zu entfalten.

Darum dürfen wir mit der dritten Strophe nochmals bekennen: Gotteslob 270:
„Kreuz, von dem ich gehe in den neuen Tag,
bleib in meiner Nähe, dass ich nicht verzag.“


Diese dritte Strophe macht uns Mut, das Kreuz nicht nur für uns persönlich im Herzen zu tragen, sondern es auch sichtbar werden zu lassen
im Alltag, in unserer Gemeinschaft, in unserer Kultur.

Heute feiern wir zugleich den Dirndlgwandsonntag.
Viele haben ihre Tracht angezogen und zeigen damit stolz:
Wir stehen zu unserem Brauchtum, zu unserer Tradition - und wir zeigen es auch nach außen.

So könnte auch das Kreuz für uns ein solches Zeichen sein: dass wir uns nicht scheuen, öffentlich dazu zu stehen, weil es uns Geborgenheit, Zusammenhalt, Erlösung und Hoffnung schenkt.

Amen.

Pastoralassistentin Doris Sturmer

Predigt vom 10. August

Liebe Gläubige!

Ich wähle diese Begrüßung heute sehr bewusst, denn heute möchte ich mich ganz explizit mit dem Glauben auseinandersetzen. Und zwar aufgrund der starken Aussagen aus dem Hebräerbrief des Apostels Paulus über den Glauben unserer biblischen Vorbilder wie beispielsweise Abraham.

Und gleich der erste Satz des Briefes lässt einen interessierten Zuhörer aufhorchen, wenn es da heißt: „Schwestern und Brüder! Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“ Ich wiederhole: „Glaube ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man – ich würde gern einfügen - noch nicht sieht.“

Also der Glaube ist notwendig, dass tatsächlich eintritt, was man sich erhofft. Von dieser Überlegung ausgehend möchte vorerst einmal gar nicht den religiösen Glauben betrachten, so wie wir ihn in der Kirche verstehen, sondern einfach den – wie ich es bezeichnen würde – Alltagsglauben.

Denn ohne Glauben könnten wir nicht leben, wir könnten gar nichts zustande bringen. Der Glaube ist die Grundlage allen Handelns, der Glaube ist sozusagen das Standgas unserer Lebensfahrt.

Wenn Sie am Morgen aufstehen, dann glauben sie doch, dass der Tag gelingen wird, obwohl sie nicht im Detail wissen, was auf sie zukommen wird. Wenn sie etwas im Garten anpflanzen, glauben sie daran, dass es auch wächst, sonst würden sie ja gar nicht beginnen zu pflanzen.

Sie nehmen Medikamente, weil sie glauben, dass sie ihnen helfen, ohne eine Garantie zu haben. Wenn sie vor einer beruflichen Aufgabe stehen, dann glauben sie doch, dass sie sie erfolgreich bewältigen können, sonst würden sie sich ja gar nicht drüber trauen.

Wenn sie mit einem geliebten Menschen eine Lebenspartnerschaft, eine Ehe eingehen, dann glauben sie doch, dass es eine gelingende Beziehung wird, die ihnen guttut, ohne zu wissen, was über die Jahre alles passieren wird. … andere Beispiele, z. B. Chor… (Scheitern inbegriffen!)

Also ohne Glauben geht im Leben gar nichts. Der Glaube ist das Standgas unseres Lebens. Wenn aus irgendwelchen Gründen, sei es aufgrund von Krankheiten, Depressionen, Schicksalsschlägen das Standgas Glaube zu niedrig eingestellt ist oder gar fehlt, dann haben wir ein Antriebsproblem im Leben. Wir können unsere Aufgaben, unsere Vorhaben nicht bewältigen, weil die Zuversicht fehlt, dass etwas gelingt.

Die Zwillingsschwester des Glaubens ist die Hoffnung: Paulus sagt es ja so schön: Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Glauben heißt hoffen auf etwas, das wir noch nicht kennen, dass aber tatsächlich geschehen soll.

Ein gesunder Glaube ist also immer in die Zukunft gerichtet. Und wenn ich Ziele auf meiner Lebensfahrt erreichen will, dann muss ich aus dem Standgas heraus Gas geben.

Aber ohne Treibstoff gibt es weder ein Standgas noch kann ich mich in Bewegung setzen. Welchen Treibstoff verwenden wir für unser Leben, und welches Lebensziel? Meine Überzeugung dazu: Der beste Treibstoff unseres Lebens, der Treibstoff für einen gesunden Glauben ist die Liebe, also Gott selbst.

Die Liebe ist jener Treibstoff des Glaubens, der keinerlei Umweltverschmutzung hinterlässt. Aus der Liebe heraus lässt es sich leichter an das Gute, an das zukünftig Gelingende glauben. Das ist so wichtig für eine Welt, in der scheinbar der Glaube an Vernichtung, der Glaube an Machtgewinn, der Glaube an Besitztum, der Glaube an den eigenen Vorteil zum Schaden anderer überhand zu nehmen scheint.

Man kann leider aus dem Standgas auch retour fahren. Damit ist gemeint, dass man auch einen verbissenen Glauben haben kann, z. B. den Glauben an die Schlechtigkeit der anderen Menschen, daran, dass irgendwelche bösen Mächte auf dieser Welt alles zerstören wollen, bis zu dem fragwürdigen Glauben, dass Gott ein Gott ist, der als Strafe Naturkatastrophen oder persönliche Schickalsschläge hervorruft.

Dieser Art von Glauben – ich würde ihn als Angstglauben bezeichnen – fehlt etwas Grundlegendes, das man als Mutter des Glaubens bezeichnen könnte:

Das Vertrauen! Das Vertrauen, dass etwas ganz gut wird, das Gottvertrauen.

Ich kann nicht an etwas Positives glauben, wenn ich nicht darauf vertraue, dass es eintreten wird. Wir könnten also auch umformulieren und sagen: Vertrauen ist die Grundlage dessen, woran man glaubt, ein Zutage treten von Tatsachen über die man sich drüber getraut hat.

Aus all diesen Überlegungen heraus lässt es sich viel zuversichtlicher und einleuchtender an die zentrale Glaubensfrage unserer Religion herangehen: Den Glauben an die Auferstehung und ein glückliches Leben in der Liebe Gottes. Wir wissen nichts über dieses Leben nach dem Tod. Aber wir glauben an eine Tatsache, die man nicht sieht, wie Paulus formuliert.

Und er beschreibt in seinem Brief an die Hebräer in weiterer Folge sehr schön, dass wir nur Fremde und Gäste auf Erden sind, die auf der Suche nach einer besseren Heimat sind, die wir noch nicht kennen.

Unser ultimativer Glaube an ein ewiges Glück kann also nicht an Erdendingen hängen.

Aber wie schon zu Beginn erwähnt, ist es höchst sinnvoll, den Auferstehungsglauben durch viele Beispiele des Alltagsglaubens bewusst zu üben, zu trainieren, damit uns der Glaube an ein Leben nach diesem Erdendasein leichter von der Hand geht.

Für dieses unser Erdenleben gilt, dass wir lernen, im Sinne Jesu aus dem Glauben heraus zu handeln, also mit dem Treibstoff Liebe aus dem Standgas heraus Gas geben.

Zitat Markus Schlagnitweit:
„Glaube ist kein Lippenbekenntnis zu bestimmten Lehren und Ansichten über die Welt. Glaube ist vielmehr eine Praxis, ein Verhalten und Handeln aus einer Grundhaltung, die sich aus Hoffnung speist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht.“

Amen.

Diakon Franz Hofmarcher